Donnerstag, Februar 10, 2011

Topkapi


Jules Dassins Vita allein würde ausreichen, um daraus einen spannenden Film zu machen. Ende der 40er Jahre kreierte er für 20th Century Fox einige der besten Film Noirs, um wenig später Opfer des McCarthyismus zu werden. Mit einem Arbeitsverbot belegt, verließ er die USA und siedelte sich in Europa an. Mit Rififi sollte ihm 1955 sein bekanntester Film gelingen und auch in den 60er Jahren gehörte er zu den gefeierten Regisseuren Europas. Speziell die Produktionen mit seiner Ehefrau Melina Mercouri und ihr politisches Engagement für die Demokratisierung Griechenlands bleiben im Gedächtnis. 1964 kehrte Dassin insofern zu seinen europäischen Filmwurzeln zurück, als dass er mit Topkapi noch einmal einen Heist-Film ablieferte, der zugleich auch als selbstironische Persiflage auf seinen großen Erfolg zu verstehen ist.

Elizabeth Lipp (Melina Mercouri) hat es auf edle Schmuckstücke abgesehen. Speziell an einem mit wertvollen Edelsteinen besetzten Dolch hat sie Gefallen gefunden. Dieser befindet sich im Topkapi-Palast in Istanbul. Zusammen mit Walter Harper (Maximilian Schell), einem Meisterdieb, schmiedet sie einen Plan, um an das Objekt der Begierde zu gelangen. Man einigt sich darauf, Amateure zu engagieren, da diese bei der Polizei noch nicht aktenkundig sind und man so keine Spuren hinterlasse. Alles verläuft wie am Schnürchen, bis sie in Griechenland den selbsternannten Archäologen Arthur Simpson (Peter Ustinov) damit beauftragen, einen Wagen nach Istanbul zu überführen, der mit versteckten Waffen ausgestattet ist. Der türkische Zoll findet diese jedoch an der Grenze und verdächtigt den etwas trotteligen Simpson nun des Terrorismus, da sie der Überzeugung sind, dass die Waffen für ein Attentat bestimmt sind. Um an die Hintermänner zu gelangen, wird Simpson kurzerhand zu einem türkischen Agenten ernannt und auf Lipp und Harper angesetzt. Durch einen Trick kann Simpson sein Verbleiben bei Lipp und Harper erklären und schon bald erweist sich Simpson als unersetzlich, da ein Mitglied der Diebesbande verletzt ausscheiden wird und nur Simpson seinen Platz einnehmen kann…

Auch mehr als 45 Jahre nach seinem Erscheinen, ist es leicht verständlich, was Topkapi auszeichnet(e). Vor der faszinierenden Kulisse Istanbuls spielend, verfolgt der Zuschauer das Treiben jener bunten Truppe. Passend zum Wetter und der Entstehungszeit strahlt der Film eine herzliche und gelöste Atmosphäre aus. Letzteres liegt vor allem an den teils skurrilen Charakteren, denen man begegnet. Da gibt es den exzentrischen, britischen Tüftler, der in einem Spielzeugladen zu wohnen scheint und nicht zuletzt ist es Ustinovs tollpatschiger Simpson, der sich in die Herzen des Publikums spielt. Nichtsdestotrotz merkt man dem Film aber auch an, dass er nicht ganz so gut gealtert ist. Primär die Eröffnungssequenz ist deutlich als Kind der Zeit zu erkennen, wirkt aber gleichzeitig wie ein deplatziertes Gimmick und auch die allgemeine Formel des Heist-Films ist hier recht schleppend erzählt, so dass die Spannungskurve während der zwei Stunden einige Beulen bekommt, was stellenweise auch daran liegt, dass Szenen zu sehr gedehnt werden, wie z.B. jene während des Ringkampfturniers. Andererseits wird die Spannung beim finalen Einbruch dann wieder merklich angezogen und Reminiszenzen zu Rififi werden geweckt. Erneut stellt Dassin sein ganzes inszenatorisches Können unter Beweis und nicht umsonst wird jener Einbruch auch in Brian De Palmas Mission: Impossible (1996) zitiert. So entschädigt das Finale für einige zähe Passagen.

Dass diese ebenfalls nicht so sehr ins Gewicht fallen liegt auch an den Schauspielern, die den Zuschauer auch in jenen Momenten unterhalten können. Speziell Peter Ustinov sticht hervor, dessen Darbietung des Arthur Simpson genau richtig betont ist, um diesen liebenswerten Lebenskünstler glaubhaft wirken zu lassen, der hier in etwas verwickelt ist, was viel größer als er selbst ist und zwischen den Stühlen des türkischen Geheimdienstes und der Diebesbande sitzt. Seine zweite Oscarauszeichnung war insofern die richtige Konsequenz. In einer tollen Nebenrolle brilliert auch Akim Tamiroff, der einen dauerbetrunkenen Koch spielt, der Lipp und ihre Bande für russische Spione hält und unbedingt einen Orden bekommen möchte. Besonders im Vergleich zu Ustinov fallen Schell und Mercouri zurück. Ersterer schafft es nicht wirklich, sich als Mastermind zu präsentieren und brilliert eher mit seinem guten Aussehen und Melina Mercouri möge es mir verzeihen, wo immer sie jetzt auch sein mag, dürfte die Rolle der blonden Verführerin und Juwelenliebhaberin primär ihrer Ehe mit Dassin zu verdanken haben. Talent ist ihr sicherlich nicht abzusprechen aber die Rolle der Elizabeth Lipp, so wie sie vom Drehbuch angelegt ist, ist für sie suboptimal.

Auch wenn der Film ein wenig von seinem früheren Charme verloren hat, kann Topkapi noch immer gut unterhalten und gehört zum Standardrepertoire des Heist-Films: 7,5/10.

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