Joel Schumacher könnte man auch als einen Genre-Beduinen beschreiben, hat er in seiner inzwischen über drei Jahrzehnte umfassenden Karriere die verschiedensten Filme abgeliefert und dies meistens auf recht hohem Niveau. Mit Tigerland wagt er sich zurück in die wilden 70er Jahre, in die Zeit des Vietnamkrieges. Gedreht
auf grobkörnigem 16mm-Filmmaterial schickt uns Schumacher in eines der unzähligen Ausbildungslager der US Army, in denen junge, zum Teil unfreiwillig eingezogene, Rekruten auf ihren Einsatz in Fernost vorbereitet werden. Einer von ihnen ist der aufsässige Roland Bozz (Colin Farrell), der sich den Autoritäten nicht unterordnen will und seinen Rausschmiss provozieren möchte. Irgendwie drängen sich hier Assoziationen zu
Einer flog über's Kuckucksnest auf. Durch sein Benehmen fällt er jedoch nicht nur bei seinen Ausbildern in Ungnade, sondern wird auch von einigen Kameraden geschmäht. Eine explosive Mischung, die sich beim abschließenden Vorbereitungscamp im gefürchte
ten Tigerland entlädt. Dass bereits die Militärausbildung die Hölle auf Erden sein kann, weiß der geneigte Zuschauer spätestens seit Stanley Kubricks
Full Metal Jacket und so wird uns in diesem Film im Grunde nichts Neues erzählt. Auch in Tigerland sind die Ausbilder Schweine, teilweise Sadisten und die medizinische Untersuchung bestehen auch jene Rekruten, die einen offensichtlichen Dachschaden haben. So schlängelt sich der Film, geführt vom routinierten Schumacher, durch das Unterholz, und baut eine überaus bedrückende wie auch authentische Atmosphäre. Jene wird so lange verdichtet, bis sich das Ganze dem Finale nähert. Den Krieg selbst bekommt der Zuschauer nicht mit aber viel schlimmer als die Ausbildung kann er auch nicht sein. Jenes möchte jedenfalls der Film suggerieren. So bleibt am Ende ein rundum gelungener Genrebeitrag übrig, der zwar keine Überraschungen liefert aber gut unterhalten kann. 07/10
1 Kommentar:
Ein grandioser Film und ein wirklich brillanter Colin Farrell!
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