Anfang 2009 konnte man nahezu jedem Mitarbeiter in Hollywood die Sorgen und Zweifel an seinem Gesichtsausdruck ablesen. Wie wird die Finanzkrise das Konsumverhalten der Amerikaner bzw. der weltweiten Filmfans beeinflussen? Schon im Januar waren zumindest in den USA die ersten Sorgenfalten verflogen, startete das Kinojahr doch überraschend stark. Filme, mit denen niemand gerechnet hat, zogen auf und davon, u.a.
Paul Blart: Mall Cop oder
Taken sprangen schon früh über die psychologisch wichtige Marke von $ 100 Mio. . Dabei war von den eigentlichen Blockbuster noch nichts zu sehen. Im weiteren Jahresverlauf bestätigte sich der Trend des Frühjahrs: in Zeiten der Krise ging der Amerikaner ins Kino. Natürlich liefen die plumpen Popcornfilme auch in diesem Jahr wieder am besten, wenngleich sich zwei, drei Überraschungsfilme in der weiter unten folgenden Top 15 anfinden lassen. Hit des Jahres waren sicherlich die 3D-Filme, die eine Renaissance feierten und von vielen Studios, auch dank der höheren Eintrittspreise und dem dadurch gesteigerten Umsatz, forciert werden. Hier muss man stark aufpassen, dass sich dieses Gimmick nicht schneller abnutzt, als es den Herrn und Damen in den Chefetagen lieb ist.
3D ist jetzt auch der erhoffte Heiland für den Heimkinomarkt, denn während das Kinogeschäft brummte, zeigte sich vor allem auf dem DVD-Markt ein negativer Trend, der auch von dem HD-Medium Blu-ray nicht kompensiert werden konnte. Größere Umstrukturierungen im Bereich des Home Entertainments konnten schon in diesem Jahr gesehen werden und man darf gespannt sein, wie sich der Markt im nächsten Jahr präsentieren wird.
Springt man wieder zurück zum US-Boxoffice, wurden auch in 2009 diverse Rekorde gebrochen. Vor allem James Camerons
Avatar verschaffte dem Weihnachtsgeschäft ungeahnte Höhenflüge und knackte gleich mehrere Bestmarken und ist auch nicht ganz unschuldig daran, dass das Jahr 2009 als das zahlenmäßig bisher beste Kinojahr in die Annalen eingehen wird. Zum ersten Mal sprang man über die magische Marke von $ 10 Mrd. Verantwortlich für diese imposanten Werte waren u.a. folgende 15 Filme; bzw. die 30 Filme, die den Sprung über die $ 100 Mio. Marke geschafft haben.
Die Top 15 2009
Alvin and the Chipmunks: The Squeakquel
Schon vor zwei Jahren gehörte die erste Live-Action/CG-Verfilmung der beliebten Kinderserie zu den Überraschungshits des Jahres. Trotz mieser Kritiken strömten die Menschen in die Kinos und das Blatt sollte sich auch nicht im Jahr 2009 wenden. Mit Stand 04.01.2010 waren $ 158 Mio. eingespielt und da sich der Film zur Zeit der Enstehung des Beitrags noch im Umlauf befindet, wird man sicherlich noch bis zu den $ 200 Mio. vordringen.
2012
Erfolgreich verlief das Jahr auch für "unseren Mann in Hollywood": Roland Emmerich. Getreu seiner Weltvernichtungsformel zauberte er einen weiteren Katastrophenfilm auf die Leinwand, vor dessen Story man in Deckung gehen muss. Da dies die wenigsten Zuschauer gestört hat, erspielte man in den USA $ 163 Mio. Da der Untergang der Welt ein globales Thema ist, war man auch woanders scharf auf den Film, sodass ein weltweites Einspiel von $ 736 Mio. in den Büchern steht.
The Proposal
Auch die Frauen sind weiterhin eine wichtige Zielgruppe und besonders im vergangenen Jahr haben sie das Boxoffice nachhaltig beeinflusst. Für Sandra Bullock war es in finanzieller Hinsicht wohl das Jahr ihrer Karriere, schaffte sie es doch mit dieser RomCom auf $ 164 Mio. und sie wird uns nicht das letzte Mal in diesem kleinen Rückblick begegnen.
Night at the Museum: Battle of the Smithsonian
Sequels liefen natürlich wieder gut, genauso wie die klassischen Familienfilme, die immer gleich drei bis vier Zuschauer anziehen, müssen doch Mama und Papa die lieben Kleinen begleiten. Ben Stillers Museumsfortsetzung konnte zwar nicht an den Erfolg des Erstlings anknüpfen, mit $ 177 Mio. verkaufte man sich aber doch recht teuer. Rückblickend wäre man wohl doch lieber beim Weihnachtsstarttermin des Erstlings geblieben, anstatt sich ins Haifischbecken der Sommerblockbuster zu stürzen.
X-Men Origins: Wolverine
Hat man 2009 einmal eine der unzähligen Filmseiten und Blogs angesteuert, so wird man auch über jenes X-Men Spinoff gestolpert sein, das im Vorfeld sicherlich den meisten negativen Buzz erhalten hat. Geschadet hat es dem Film aber nicht so stark, stehen doch am Ende $ 180 Mio. in den Büchern und weitere Spinoffs, Fortsetzungen sind geplant. Noch wurde das Franchise nicht komplett ausgeschlachtet.
Ice Age: Dawn of the Dinosaurs
In Zeiten der Klimaerwärmung ist es ein Wagnis, einen Film namens Ice Age zu veröffentlichen. Nicht, dass der Film noch vor Kinobeginn geschmolzen ist. Die inzwischen zweite Fortsetzung der Animationsreihe hat besonders außerhalb der USA ihre Fans. Während die lustige Truppe um Manni und Sid in den Staaten $ 197 Mio. für sich verbuchen konnten, sind es weltweit atemberaubende $ 887 Mio.
Monsters Vs. Aliens
Auch die Animationstruppe von DreamWorks darf natürlich nicht fehlen. Liegt man storytechnisch weiterhin im Schatten des Primus Pixar, können sich die Einspielergebnisse sehen lassen. Wie so oft war hier natürlich auch eine 3D-Auswertung am Start, die dazu beigetragen hat, dass am Ende $ 198 Mio. erwirtschaftet wurden. Wenn es da mal keine Fortsetzung geben wird.
The Blind Side
Vielleicht DER Überraschungshit des Jahres ist das unscheinbare Sportlerdrama aus dem Hause Warner. Dass die Amerikaner ein Herz für Football haben, sieht man spätestens beim SuperBowl. In Filmform fliegt man aber auch aufs Thema und Sandra Bullock ist wieder mit am Start als weibliche Hauptdarstellerin. Brachiale $ 209 Mio. sind es am Ende geworden. Da ist es auch egal, dass der Film außerhalb der USA wohl kaum Beachtung finden wird.
Star Trek
Das Reboot des Jahres schaffte man im Hause Paramount. Während die Nerds dieser Erde weiterhin William Shatner und Leonard Nimoy anhimmeln, haben die "coolen" Teens die neue Enterprisecrew gefressen und verschaffen den Nachwuchsraumfahrern ein markerschütterndes Einspiel von $ 258 Mio. Kein Wunder, dass wir in den nächsten Jahren mit weiteren Abenteuern rechnen können und eine Weisheit des Jahres ist: J.J. Abrams zieht weiterhin als Markenname.
The Hangover
Der Überraschungshit des Sommers war indes jene fröhliche Junggesellenabschiedskomödie, getarnt als riesige, feuchtfröhliche, Schnitzeljagd durch Las Vegas. Unverbrauchte Gesichter, eine peppige, anspruchslose und trotzdem überaus unterhaltsame Story genügten, um Millionen von Menschen in die Kinos zu locken oder war es am Ende doch Mike Tyson, der mit seinen Gesangstalenten auf sich aufmerksam gemacht hat? Die $ 277 Mio. sind jedenfalls eine Hausmarke, die erst einmal geschlagen werden muss. Vielleicht schafft es ja Hangover 2, der angeblich in Thailand spielen soll. Das kann ja was werden bei der Chaostruppe.
The Twilight Saga: New Moon
Natürlich gab es auch wieder einen Film für pubertierende Mädchen, die mit einem feuchten Höschen in die zweite Verfilmung der "Vampirsage" geströmt sind. Für Leute außerhalb der Twilightmanie unverständlich, schaffte es dieser Aufguss in Seifenoperqualität $ 288 Mio. und ein Ende ist noch nicht in Sicht, wird es doch auch im nächsten Jahr die nächste Auskopplung des Franchises geben. Und die Zeichen stehen auf Boxofficesturm.
Up
Für die Mannen von Pixar war es ebenfalls ein ausgezeichnetes Jahr, konnte man sich auch in finanzieller Hinsicht im Vergleich zu den Vorjahren wieder verbessern, ohne dabei inhaltliche Qualitäten einzubüßen. Das kultige Rentner-Pfadfinder-Duo verzauberte dabei die Herzen der Kinogänger und die Kassen klingelten bei $ 293 Mio.
Harry Potter and the Half-Blood Prince
Kein Rückblick ohne den bebrillten Zauberlehrling, der inzwischen auch herausgefunden hat, was er mit seinem Zauberstab so alles anstellen kann. Der ganz große Run ist vielleicht ein wenig gebrochen aber ein weltweiter Publikumsmagnet ist das Franchise noch immer, welches Unmengen an Geld umsetzt. Allein in den USA waren es $ 302 Mio. und dazu kommen noch die Zahlen aus aller Welt, womit man am Ende bei $ 929 Mio. landet. Zwei Filme kommen noch, dann ist der Zauber vorbei, wobei man ja niemals nie sagen sollte.
Avatar
Der Film des Jahres, der Film des Jahrzehnts, der Film der Filme? Glaubt man dem ganzen Hype, hat James Cameron mal wieder das Rad entwickelt und dabei das Feuer entdeckt. Dass der Film inhaltlich ein großer Schaumschläger ist, der mit verquer recyclten Storyversatzstücken auf Publikumsfang geht, wird von dem Marketingdepartment schön kleingehalten. Zu sehr wird Augenmerkt auf die, fürwahr, wunderbaren Effekte gelegt und die sind es, die die Zuschauer ins Kino locken. Aktuell ist es zwar noch nicht ganz der erfolgeichste Film des Jahres, wird es aber in ein, spätestens zwei Wochen sein. $ 360 Mio. wurden eingespielt, weltweit schon mehr als $ 1 Mrd. und wahrscheinlich hören wir Cameron bald wieder sagen, er sei der König der Welt. Wenn er beim nächsten Film dann auch noch eine ordentliche Story dazupacken würde, könnte ich vielleicht miteinstimmen.
Transformers: Revenge of the Fallen
Michael Bay: Verhasst, belächelt und doch verdammt erfolgreich mit seiner No-Brainer-Roboterorgie inkl. Megan Foxs heißem Körper. Natürlich ist der Film strunzdoof und doch ist dies dem Publikum wurscht. Nicht umsonst gehört diese Auskopplung zu den wenigen Stücken Zelluloid, die die $ 400 Mio. Marke geknackt haben, $ 402 Mio. sind es, um genau zu sein und natürlich werden auch die Zuschauer in den dritten Teil strömen, wenn dieser dann 2011 oder noch später in die Kinos kommt.
Wie wird nun aber 2010? Neue Rekorde, noch mehr Zuschauer? Die Vorzeichen deuten auf ein eher nüchterneres Jahr hin, starten doch vergleichsweise viele Wackelkandidaten, bei denen der finanzielle Ausgang noch total offen ist und die großen Fortsetzungen erfolgreicher Filmserien sind seltener anzutreffen. Man darf gespannt sein, welches Franchise im neuen Jahr geboren wird und welches in den Kinderschuhen steckenbleiben wird. Mehr zu den 2010er Startern wird es in einem späteren Blogeintrag zu lesen geben.
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