Spricht man von John Sturges' Die glorreichen Sieben, so hat man als erstes meist die unverkennbare Titelmusik von Elmer Bernstein im Ohr und selbst wenn man den Film gar nicht kennt, ist einem die Melodie sicher schon einmal über den Weg gelaufen und sei es nur deshalb, weil sie später von Marlboro für Werbekampagnen benutzt wurde. Man sollte sich aber auch gleichzeitig klar darüber sein, dass man es hier auch mit einem der letzten, großen amerikanischen Western zu tun hat, der Nachfolgern aus dem Bereich New Hollywood und Italo-Western den Weg ebnete, seinen Ursprung aber im fernen Osten hat. Genauer gesagt ist es Akira Kurosawas Die sieben Samurai, der hier als Vorlage dient.
Wie auch in Kurosawas Original wird hier ein kleines Dorf regelmäßig von Banditen heimgesucht, die die Vorräte der Bauern klauen. Anführer dieser Gruppe ist Calvera (Eli Wallach), der genauso durchtrieben wie charmant ist. Um sich zur Wehr zu setzen, werden drei Dorfbewohner losgeschickt, um nördlich der Grenze - also bei den Yankees - Gewehre zu kaufen. Hier treffen sie auch auf die beiden Revolverhelden Chris (Yul Brynner) und Vin (Steve McQueen), die gerade mit ein paar störrischen Stadtbewohnern ein Hühnchen zu rupfen haben. Nach einem Gespräch mit Chris beschließen die Drei, dass es klüger wäre, anstatt von Gewehren Männer zu bezahlen und sie beauftragen Chris, einen Trupp zusammenzustellen. Sieben werden es am Ende sein: Chris, Vin, der irische Mexikaner O'Reilly (Charles Bronson), der schweigsame Britt (James Coburn), Lee (Robert Vaughn), Harry (Brad Dexter) und der junge Wilde Chico (Horst Buchholtz). Zusammen kehren sie ins mexikanische Dorf zurück, um sich gegen die Banditen zu stellen und erfahren dabei viel mehr über sich, als sie es geträumt hätten.
Während der frühere Western davon geprägt war, dass sich ein Protagonist seinem Schicksal gestellt hat und getan hat, was ein Mann eben tun muss, hält mit Die glorreichen Sieben nun die Gruppe als Held Einzug in das amerikanische Kino und findet genreübergreifend großen Anklang. Speziell das Zusammentreffen der unterschiedlichen Charaktere macht den Reiz aus, erzählt doch jeder einzelne von ihnen - so sollte es im Idealfall sein - auch eine kleine Geschichte über sich selbst. Hier ist es so und man trifft die aus späteren Filmen bekannte Mixtur aus erfahrenen Revolverhelden, speziell Yul Brynners Charakter und wilden Jünglingen, kongenial verkörpert durch Horst Buchholtz in seiner Rolle als Chico, aus schweigsamen Gunslingern, besonders James Coburn, dem Steve McQueens Vin gegenübersteht, der immer einen markigen Oneliner auf den Lippen hat. Aber auch die Stimmung hat sich im Vergleich zu den vielen Frühwerken des Genres geändert. Die Zeit für Revolverhelden ist vorbei, die Leute werden sesshaft und so ist es auch nicht die Barmherzigkeit, die die Sieben dazu führt, den Bauern zu helfen, sondern die Alternativlosigkeit. Abgebrannt und ohne wirkliche Bestimmung kann sich niemand vorstellen, ein bürgerliches Leben zu führen und so nimmt man auch diesen Job an, selbst wenn er nur $ 20 einbringen wird. Einzig Chico ist noch nicht ganz verloren, was ihm in einer Schlüsselszene auch nahegelegt wird, wenn die Kehrseite des "Heldendaseins" zur Sprache kommt. Sicherlich wird der Film dadurch nicht zu einer großen psychologischen Studie, stehen doch diverse gut choreographierte Actionszenen im Vordergrund, bekommt aber Tiefgang und zeigt ein anderes Bild jener Cowboys, welches von nachfolgenden Filmemachern aufgegriffen wird. Sturges ist jedenfalls nicht nur eine wunderbare Kurosawa-Adaption gelungen, die dem japanischen Meisterregisseur selbst äußerst gut gefallen hat, sondern auch ein wunderbarer Western, der seinen Platz in der Filmgeschichte gefunden hat: 8,5/10.
"Death Of A Unicorn" Trailer
vor 9 Minuten
1 Kommentar:
warum nicht:)
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