Montag, Juni 29, 2009

Point Blank


Wir bewegen uns etwas weiter auf der Zeitleiste voran und setzen nun mit einem interessanten aber durchaus auch ungewöhnlichen Film fort. Die Rede ist von John Boormans 1967er Point Blank mit Lee Marvin in der Hauptrolle. Das prägende an diesem Film ist sicherlich nicht die Story, wenngleich diese auch mit einem Paukenschlag beginnt, sondern viel eher die Art der Inszenierung, die auch aus heutiger Sicht noch durchaus ungewohnt, man könnte sogar sagen, merkwürdig zu sein scheint. Die Geschichte dreht sich dabei um Walker (Lee Marvin), einem Gangster, so zumindest der Eindruck den wir erhalten, wenn viel mehr als seinen Nachnamen werden wir eh nicht über ihn erfahren, der zusammen mit einem alten Bekannten, Reese (John Vernon) und seiner Frau Lynne ein krummes Ding dreht, das aber am Ende ordentlich schiefläuft. Walker wird von Reese erschossen und dieser haut zusammen mit Walkers Frau ab. Wenige Filmminuten später stellt sich aber heraus, dass Walker nicht tödlich verwundet wurde und nun sinnt dieser auf Rache, unter anderem auch, weil Reese ihn um seinen Teil der Beute, $ 93,000, gebracht hat. Unterstützt wird Walker von einem mysteriösen Unbekannten, der gleich die ganze Organisation, zu der Reese mittlerweile gehört, ausgeliefert bekommen will.

Ja, die Story ist zu Beginn kryptisch und liest sich nicht nur so. Was wirklich geschehen ist, offenbart sich dem Zuschauer erst Stück für Stück und auch das letzte Puzzlestück wird erst ganz am Ende offenbart aber darauf habe ich gar nicht angespielt, als ich davon gesprochen habe, dass der Film bisweilen ungewöhnlich ist. Letzteres liegt daran, und das merkt man schon in den ersten Minuten, denn Flashbacks und auch Parallelmontagen gehören zu Boormans bevorzugten Stilmittel. Immer wieder springt er in den Zeiten umher und für den Zuschauer ist es teilweise schwer, sich zurechtzufinden. Zumal manchmal auch Realität und Fantasie zu verwischen scheinen und man somit in die Gedanken- und Gefühlswelt Walkers eintaucht. Dazu kommt des Weiteren, dass Walker kein gesprächiger Mensch ist und in dem Film zum Teil extrem viel Stille herrscht, die Protagonisten einfach nur anwesend sind, nichts sagen und sich im Grunde auch nicht bewegen und trotzdem versteht man die Dinge, die gerade vor einem passieren. Man fühlt sich bisweilen an Westernhelden erinnert und Walker stammt auch aus einer Zeit, wo man noch die Colts hat sprechen lassen. Gleichzeitig ist aber auch der Einfluß des Film Noirs nicht zu übersehen, schwebt doch über dem ganzen Film dieser Mantel des Nihilismus und die Story und Figuren hätten genauso gut aus einem Film der 40er/50er Jahre stammen können. Dazu kommt auch der Score von Johnny Mandel der diese Stimmung noch weiter trägt.

Dass der Film aber aus den 60ern stammt, sieht man dann eben doch daran, wie hier mit der Inszenierung gespielt wird und die Szene, die mir von der Machart am besten gefallen hat, ist sicherliche jene schon kurz nach Beginn, als Walker durch die Unterführung läuft und man daraufhin nur seine Schritte hört und eine tolle Montage beginnt, in der gezeigt wird, wie sich Walker auf den Weg zu seiner Frau macht und man diese dabei in Parallelmontage hört und je näher Walker seinem Ziel kommt, desto lauter werden die Schritte und dies kulminiert in einer doch brachialen Sequenz, die mir echt in Erinnerung bleiben wird. Gleichzeitig unterstreicht diese aber auch den Charackter Walkers, der hier wirklich ausgezeichnet von Lee Marvin verkörpert wird, dessen ganze Art einfach in die Rolle passt und dieser die Glaubwürdigkeit verpasst, die es braucht, damit das Gezeigte nicht unfreiwillig komisch erscheint. Toller, intensiver Mix aus Action, Thriller und Drama. Würde mich aktuell zu 09/10 hinreißen lassen.

Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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