Obwohl John Ford für seine Western berühmt wurde, hat er während seiner Karriere auch unzählige andere Genres beackert und einige seiner besten Werke kann man abseits der Pferdeopern finden.
The Lost Patrol aus dem Jahr 1934 gehört vielleicht nicht dazu, kann aber trotzdem auf ganzer Linie überzeugen. Der Film an sich basiert auf einem Roman von Philip MacDonald, der fünf jahre früher schon einmal von einer britischen Crew adaptiert wurde und darf deshalb durchaus als Remake bezeichnet werden. Der Film an sich spielt während des I. Weltkriegs und erzählt die Geschichte einer britischen Patrouille in Mesopotamien.
Aufgrund der Laufzeit von gerade einmal etwas mehr als 70 Minuten ist der Plot schnell erklärt. Die eingangs erwähnte Patrouille befindet sich auf einem Streifengang durch die Wüste, als Anführer aus dem Hinterhalt von den arabischen Truppen erschossen wird. Fortan führt nun Victor McLaglen, der hier den Sergeant spielt, das Kommando. Einen Haken hat die ganze Sache. Vor Ausritt wurde niemandem der genaue Weg der Patrouille mitgeteilt, sodass der kleine Trupp auf sich allein gestellt ist. Schnell fordert die Hitze den ersten Tribut auch wenn es diesmal nur eines der Pferde ist. Mit viel Glück erreicht man eine Oase in der Wüste, doch die Idylle ist trügerisch, denn der Feind ist gut getarnt und nahezu unsichtbar und allmählich lichten sich die Reihen, denn ein britischer Soldat nach dem anderen wird erschossen. Als dann auch noch die Pferde gestohlen werden, scheint jegliches Vorkommen ausgeschlossen und die Stimmung innerhalb der Truppe droht zu kippen. Besonders hysterisch wird Priv. Sanders (Boris Karloff), der sich immer mehr in seinen religiösen Wahn steigert und zur Gefahr für die anderen Soldaten wird.
Bald ist nur noch der Sergeant am Leben und die arabischen Truppen befinden sich im Vormarsch.
Gedreht unter zum Teil widrigen Bedingungen in der Wüste Arizonas, ist
The Lost Patrol vor allem ein Kriegsfilm, der auf der einen Seite von den Beziehungen der Soldaten untereinander lebt und auf der anderen Seite natürlich von der an der Substanz zehrenden Situation, dem Feind quasi ausgeliefert zu sein, ein Thema, welches in diversen Genrebeiträgen so oder so ähnlich aufgegriffen wird. Dabei versucht Ford vor allem die einzelnen Charaktere innerhalb der Truppe näher zu beleuchten und so gibt es zwischen den alten Hasen, die zur Auflockerung mitunter herzhaft in Anekdoten schwelgen, natürlich auch die Jungspunde, die sich aus Überzeugung freiwillig zum Dienst gemeldet haben. Ungewöhnlich und zugleich interessant ist sicher die Besetzung Boris Karloffs, den man doch eher in düsteren Horrorschinken erwartet hätte, doch auch hier hat er eine zum Teil unheimliche Rolle abbekommen. Denn je länger der Film dauert, desto mehr steigert sich sein Charakter in einen religiösen Wahn und wenn man in diesen Momenten in Karloffs Gesicht schaut, kann einem schon ein kalter Schauer den Nacken runterlaufen. In diesen Momenten zeigt Ford dann auch den Schrecken des Krieges, wenn gestandene Männer langsam den Verstand verlieren und immer irrationalere Entscheidungen treffen. Immer wieder wird auch die Sinnlosigkeit der ganzen Mission betont, wenn sich z.B. der Sergeant mit einem seiner Männer darüber unterhält, dass er gar nicht wisse, was sie hier überhaupt zu suchen haben. Sicherlich kann man bei solchen Werken schnell ins Diskutieren kommen, ob man hier ein Anti vor den Kriegsfilm packen soll. So weit würde ich nicht gehen. Der Film ist viel mehr ein spannender Mix aus Abenteuer und Drama vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges, der im Gegensatz zu manch Propagandavertreter einige Jahre später, sehr wertungsneutral daherkommt, was auch daran liegt, dass der Feind an sich nahezu nie zu sehen ist. Abschließend sei vielleicht noch der tolle Score von Max Steiner zu erwähnen, der die gezeigten Bilder stimmungsvoll und gekonnt untermalt und dafür auch für den Oscar nominiert wurde. Insgesamt: 7,5/10
Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle:
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