Donnerstag, August 27, 2009

Inglourious Basterds


Wenn Quentin Tarantino einen Film dreht, dann rennen die cinephilen Massen ins Kino. Doch die Reaktionen für seine letzten Werke waren eher von gemischter Natur. Sicherlich gibt es Fans, und bei ihm sind es im Vergleich zu anderen Regisseuren eine ganze Menge, für die Tarantinos Filme weiterhin über jeden Zweifel erhaben sind. Doch der Glanz der früheren Tage, als er mit Filmen wie Reservoir Dogs und Pulp Fiction auch die Herzen der professionellen Kritiker im Sturm erobert hat, sind vorbei. Auch die Vorzeichen bei seinem neusten Film Inglourious Basterds, der vom Namen her stark an Enzo G. Castellaris Weltkriegsknaller erinnert, waren eher gemischt und so stellt sich natürlich die Frage, wie viel alter Quentin in jenem Werk steckt. Schnell wird dem Zuschauer jedenfalls klar, dass der Film weit mehr ist, als in den Trailern präsentiert wird und anstatt von Brad Pitt und seinen Basterds wird man durch Christoph Waltz als Hans Landa "begrüßt", der quasi den eigentlichen Plot des Filmes ebnet. Die prominenten Gesichter im Vorfeld sind also der PR-Maschinerie zuzuschreiben, denn die Geschichte des Films ist, unterteilt in verschiedene Kapitel, im Grunde zweigeteilt. Auf der einen Seite gibt es den Plot rund um den Judenjäger Hans Landa und das jüdische Mädchen Shoshanna, welches aufgrund von Landas Bemühungen ihre Familie verliert und daraufhin auf Rache sinnt und auf der anderen Seite gibt es die Story rund um die Basterds, diese "durchgeknallte" US-Einheit, die angeführt von Pitt auf Nazijagd geht. Erst im letzten Kapitel des Films werden die beiden Plots zusammengeführt und bis dahin wechseln sie sich ab, sodass keine der beiden Geschichten hintereinander am Stück erzählt wird. Gut, dies kennt man ja von Tarantino schon. Was aber in diesem Fall krass ist, ist die Diskrepanz zwischen den beidenen "Ebenen". Was mit einer intensiven und genial geschriebenen Eröffnungssequenz einsetzt, die auf der einen Seite das komplette schauspielerische Talent Waltzs offenbart, während man auf der anderen Seite Tarantinos Genialität durchscheinen sieht, wird jäh durch das zweite Kapitel und dem Auftritt des Basterds unterbrochen, denn nun zeigt sich die zweite Seite des Quentin T.: Der verspielte Fanboy kommt zum Vorschein und so tobt er sich im Basterdschen Part ordentlich aus, geizt nicht mit selbstverliebten Zitaten und überspannt den Bogen maßlos, denn diese Geschichte allein reicht einfach nicht aus, um sie so zeitfüllend auf die Leinwand zu bringen, zumal sie, betrachtet man das große Ganze, auch recht sinnlos daherkommt. Sicherlich liebt Tarantino jene Vorbilder, die für seine Basterds hergehalten haben aber ein paar mahnende Worte während des Drehs wären nicht schadhaft gewesen, um sich zu bremsen. Da auch die Schauspieler, allen voran Brad Pitt und Eli Roth, die aus dem Trupp noch mit am meisten Screentime haben, mehr als blass bleiben, sehnt man sich die andere Geschichte her und erfreut sich lieber an dem genialen Spiel Christoph Waltzs und der anderen deutschen Schauspieler wie Daniel Brühl oder August Diehl, die hier die Hollywoodkollegen locker in den Schatten stellen. Natürlich gibt es nicht nur gute deutsche Vertreter, denn was eine Diane Kruger überhaupt vor der Kamera zu suchen hat, bleibt einfach nur mehr als fragwürdig aber an den Schauspielern liegt es nicht, dass auch dieser Film einen gemischten Eindruck hinterlässt. Primär und das ist mein größter Kritikpunkt, liegt die Schwäche in der Unausgewogenheit der Geschichte, dem ausgelassenen "Fanboytum" auf der einen Seite und dem genialen Tarantino auf der anderen Seite, der mit Landa seinen wahrscheinlich besten Charakter erschaffen hat. Dass dieser in meinen Augen dann auch noch unglücklich aus dem Film geschrieben wurde, ist dann quasi das I-Tüpfelchen. Nichtsdestotrotz überwiegen die positiven Aspekte und als Filmfreund sollte man trotzdem den Gang ins Kino wagen und sei es nur aufgrund der nahezu perfekten technischen Umsetzung und Inszenierung oder der einzelnen genialen Momente. Sicherlich gibt es noch mehr Punkte, über die ich ausführlicher hätte schreiben können aber das würde den Rahmen sprengen. Bis zur Zweitsichtung: 6,5/10

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