Sonntag, Juli 05, 2009

Manche mögen's heiß


Dass Billy Wilder heutzutage über jeden Zweifel erhaben ist, dürfte wohl unter Filmfreunden Konsens sein. Wie kaum ein anderer hat er das amerikanische Kino der 40er und 50er Jahre geprägt und sein sicherlich bekanntester Film dürfte Some Like It Hot sein, der 1959 in die US-Kinos kam und heutzutage den Ruf genießt, eine der besten Komödien aller Zeiten zu sein. Wer einmal sehen möchte, wie Dialog, Timing und Humor in Perfektion harmonisieren, der sollte, nein der muss sich die DVD dieses Films besorgen und dabei macht der Film zu Beginn gar nicht den Anschein, das zu sein, was er ist.

Eingetaucht in klassisches Schwarzweiß schickt uns Wilder in das Chicago des Jahres 1929, wo die Prohibition die Stadt auszutrocknen versucht. Doch die Mafia ist nicht weit und getarnt als z.B. Bestattungsunternehmen, florieren die illegalen Amüsierbetriebe. Dort treffen wir auch die beiden Musiker und Freunde Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon), zwei gegensätzliche Lebemänner, die unter notorischer Geldnot leiden und auch dieses Mal kommt es nicht zur Gehaltsauszahlung, denn ihr Club wird nach einem Tipp eines Informanten durch die Polizei geschlossen. Der Besitzer, der gefürchtete Gangster Spats Colombo (George Raft), ist natürlich alles Andere als erfreut und schickt seine Männer an, den Spitzel zu finden. Zur gleichen Zeit suchen Joe und Jerry, nachdem sie ihr letztes Hab und Gut verwettet haben, nach einem neuen Job. Wie durch ein Zufall kreuzen sich die Wege von Spats Mannen und unserem Musikerduo erneut, doch der Ausgang ist verherend. Colombo hat den Spitzel ausfindig gemacht und lässt diesen in einer Garage in Chicago brutal hinrichten (St. Valentine's Day Massacre) und Joe und Jerry sind als Augenzeugen live dabei. Wie durch ein Wunder können sie den Mördern entkommen und haben nur noch eine Chance: Ab nach Florida, denn da sucht eine Band noch zwei Musiker. Der einzige Nachteil: Es ist eine reine Frauengruppe aber wenn einem der Mob ans Leder will, ist das Geschlecht reine Auslegungssache. Verkleidet als Josephine (Tony Curtis) und Daphne (Jack Lemmon) macht man sich auf zum Bahnhof. Der Plan ist einfach: Kaum in Florida angekommen, will man die Tarnung auffliegen lassen, doch nicht nur die schöne Sugar Kane (Marilyn Monroe) durchkreuzt den Plan, denn in Florida wird der Trouble nicht weniger.

Der Plot lässt nur erahnen, was für ein Komödienfeuerwerk hier auf den Zuschauer in den kommenden zwei Stunden warten wird, denn um das ganze Ausmaß verstehen zu können, muss man den Film gesehen haben. Allein das reine Grundgerüst, dass sich zwei Männer als weibliche Musiker verkleiden müssen, um dem wütenden Mob zu entkommen und in einer reinen Frauenband landen, die gespickt ist mit attraktiven Damen, lädt schon zum Schmunzeln ein, doch das Drehbuch hält noch hunderte weitere Lacher in der Hinterhand. Das restultiert nicht nur aus dem Duo Curtis, Lemmon, welche hier zwei gegensätzliche Charaktere verkörpern. Curtis, der Saxophonist, Draufgänger und Frauenheld und Lemmon, der hier wieder das gute Gewissen abgibt und schon die ersten Dialoge der Beiden versprühen diesen unverschämten Wortwitz und dieses Maß an Ironie, dass die Augen schon nach nicht einmal 15 Minuten feucht vor Lachen sind, doch es geht erst recht los, wenn Josephine und Daphne die Bühne betreten und beide Interesse an Sugar bekommen, denn die Zwickmühle ist offensichtlich. Zwei Hechte im Karpfenteich, die sich aber nicht offenbaren können und als dann auch noch ein aufdringlicher Millionär hinter Daphnes Rockzipfel her ist, ist beim Zuschauer Hopfen und Malz verloren. Obwohl sich der Film auf einem schmalen Grat bewegt, denn eine Geschichte mit Männern in Frauenkleidern kann schnell ins Lächerliche abdriften, droht er nie abzustürzen, denn die Story ist, obwohl turbulent, intelligent, räumt zum Teil mit Geschlechterklischees auf und offenbart Interpretationsspielräume, die dem konservativen Amerikaner zu jener Zeit sicherlich den Boden unter den Füßen weggezogen hätte und doch ist das Ganze nie platt dahergebracht, denn vor allem die Dialoge sprühen vor Intelligenz, Situationskomik und Doppeldeutigkeit und man vertraut auf den gesunden Menschenverstand des Publikums. Auch wenn es sicherlich Lemmon und Curtis sind, die dem Film einen gewissen Stempel aufdrücken, wäre Some Like It Hot nicht das, was es jetzt ist, hätte nicht auch Marilyn Monroe mitgespielt, die hier in ihrer Rolle der naiven aber herzensguten Sugar Kane das Tüpfelchen auf dem I abgibt und dem Film den nötigen Sexappeal verleiht.
Wie gesagt, man muss den Film gesehen haben und schon ist man seinem Zauber verfallen und das ist einer der Filme, die mit jedem neuen Sehen besser und besser werden. Billy Wilder, danke. 10/10

Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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