Dienstag, Juli 14, 2009

Shock


Noch bevor Vincent Price durch seine unzähligen Horrorrollen zu Weltruhm gelangte, trachtete er in einigen A- und B-Produktionen schon anderen Menschen nach dem Leben. So auch in Foxs 1946er Shock, bei dem er die Hauptrolle inne hat, und sicherlich nicht als Arzt durchgeht, dem die Frauen vertrauen. Zumindest Anabel Shaw als sein Opfer ist durchaus bemitleidenswert. Doch erst einmal der Reihe nach. Womit haben wir es hier zu tun? Versucht man den Film zu kategorisieren, so ist er sicherlich eine Mixtur aus Thriller, Film Noir und kann dann auch mit einigen Horrorelementen glänzen. Über dem Ganzen thront dann auch noch der Charme einer B-Produktion aber das stört nicht wirklich.

Die Story ist recht simpel: Janet Stewart (Anabel Shaw) kann ihr Glück kaum fassen: Ihr Mann Paul, einst schon totgeglaubt, kehrt aus dem Krieg zurück und man will sich in einem Hotel in San Francisco treffen. Doch die Zusammenführung verzögert sich und da Janet nicht schlafen kann, beobachtet sie das Treiben in einem anderen Hotelzimmer. Hier wird sie Augenzeugin eines Mordes. Das ist wahrlich zu viel für Janets Nerven und sie verfällt in eine Schockstarre und wird so von ihrem Mann am nächsten Morgen gefunden. Zum Glück ist ein Spezialist zu Gast im Hotel. Doch wie es der Zufall so will, ist es ausgerechnet Dr. Cross (Vincent Price) gewesen, der von Janet die Nacht zuvor beobachtet wurde, wie dieser sich der Ehefrau entledigt hat. Als Cross die Fakten zusammenzählt, entschließt er sich, Janet in seine Anstalt liefern zu lassen, wo sie dem Treiben des mörderischen Doktors und seiner durchtriebenen Geliebten Elaine scheinbar schutzlos ausgeliefert ist. Aufgrund der Geschichte spielt der Film auch fast nur in der Klinik von Cross und erinnert bisweilen fast schon an ein Kammerspiel, was vor allem den Schauspielern steht, denn die eigentliche Story lässt wenig Spielraum und ist zwar schon beängstigend, wenn man einem Arzt ausgeliefert ist, der nichts Gutes im Schilde führt aber zu mehr reicht es dann eben doch nicht und hier und dort vermisst man ein wenig mehr Tiefe in der Geschichte und einige Personen, z.B. Janets Ehemann, sind nichts mehr als ständig auftauchende Statisten, über die man kaum etwas weiß und die auch nur ihrem Zweck in der Geschichte dienen, ohne große Extras. Wesentlich interessanter ist da schon die Konstellation zwischen Cross und seiner Geliebten, kann man doch hier tiefer in die menschlichen Abgründe blicken und speziell hier kommen die nihilistischen Noirattribute zum Vorschein, die sich besonders in der schönen aber äußerst durchtriebenen Elaine vereinen.

Inszeniert ist der ganze Film im typischen Schwarzweiß und so spielt man in vielen Szenen besonders mit verschiedenen Helligkeitsstufen, die das Gezeigte atmosphärischer, ja greifbarer aber auch furchteinflößender machen. Hier ist sicherlich die Szene zu erwähnen, als sich einer der Patienten während eines Gewittersturms selbstständig macht. Natürlich ist das ein äußerst alter Filmtrick, dass man ein Gewitter benutzt, um Gruselszenen zu untermalen aber in Kombination mit dem Licht/Schattenspiel, dem markanten Schauspieler erlebt man hier trotzdem eine tolle Horrorreminiszenz, die schlicht funktioniert. Aus anderen Gründen schauderhaft, im positiven Sinne, ist auch das Zusammentreffen von Cross und Elaine in der Wohnung des Docs, als man das weitere Vorgehen unterredet und dann das Licht gedämmt wird und sie zusammen vor dem Kamin stehen. Dass die finale Auflösung dann etwas flott daherkommt, manch Ermittlungsschritte innerhalb der Geschichte einfach von außen eingebracht werden und man sie so hinnehmen muss, gehört dann wiederum zu den Schwächen vom Skript aber diese sind halten sich insoweit in Grenzen, als dass man die gut 70 Min. noch immer passend unterhalten wird und besonders Freunde der B-Noirs/Thriller auf ihre Kosten kommen. Mir hat er gefallen: 6,5/10.

Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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