Dienstag, August 11, 2009

Jahrmarkt der Liebe


Auch wenn viele Filmfreunde mit Musicals so ihre Probleme haben, gehören sie doch vor allem zum klassischen US-Kino wie das Amen in der Kirche und es lassen sich geniale Produktionen finden, die in Sachen Produktionsdesign, Choreografie und Timing viele der modernen Kinofilme locker in die Tasche stecken. Walter Langs State Fair, MusicalRemake des gleichnamigen 1933er Films mit Will Rogers, gehört sicherlich nicht zur Elite des Genres, weiß aber trotzdem zu überzeugen, was auch an den Liedern aus der Feder Rodgers and Hammersteins liegt, die zu den Hausnummern im Musicalbereich gehörten und deren Lieder tief im amerikanischen Kulturgut verankert sind.

Die Story in State Fair ist an sich äußerst überschaubar und doch schafft man es, daraus einen abendfüllenden und unterhaltsamen Film zu basteln. Alles dreht sich um den jährlich stattfinden Jahrmarkt, der für die Bewohner Iowas das kulturelle und soziale Highlight ist. So arbeitet auch die Familie Frake hart daran, bei den unzähligen Wettbewerben gut abzuschneiden und so kümmert sich Vater Abel um den Stolz der Familie: das mächtige Zuchtschwein, während Mutter Melissa die Gurken einlegt und das Mincemeat zubereitet. Die beiden Kinder Margy (Jeanne Crain) und Wayne haben da ganz andere Sorgen. So richtig will das mit der Liebe nicht klappen. Waynes Freundin kann nicht mit zum Jahrmarkt und Margys Verehrer ist so gar nicht ihr Typ. Ein Glück, dass die beiden auf dem Jahrmarkt neue Bekanntschaften machen. Margy verliebt sich Hals über Kopf in den Reporter Pat (Dana Andrews), während Wayne von der schönen Sängerin Emily den Kopf verdreht bekommt. Am liebsten möchte man die Zeit anhalten, doch auch dieser Jahrmarkt wird sich dem Ende zuneigen und dann wird sich zeigen, ob aus den Techtelmechteln mehr wird...

Es ist schon krass, wie unterschiedlich das US-Kino in den 40er Jahren ist. Auf der einen Seite schleichen gebrochene Persönlichkeiten in feinstem schwarzweiß durch die Großstädte des Landes und ziehen eine Spur der Hoffnungslosigkeit hinter sich her, während hier das ländliche Amerika in knalligstem Technicolor besungen wird und einem die gute Laune förmlich ins Gesicht springt. Ja, der Film ist kitschig, verdammt kitschig, durchaus auch einfältig in seiner Botschaft und in seinen Lobliedern auf das rurale Dasein aber dabei ist er nie so plump oder langweilig, dass er nicht unterhalten kann und das ist es, was den Autoren und dem Regisseur positiv angerechnet werden kann. So wird die Geschichte immer wieder mit kleineren Gags und lustigen Charakteren aufgepeppt und obwohl man sich dabei einfachster Mittel bedient, z.B. die Szene bei der Zubereitung des Mincemeats, wo das Gericht gleich mehrfach heimlich mit Brandy aufgepeppt wird und der sich daraus ergebende Subplot mit dem angetrunkenen Jurymitglied, zünden diese Ideen und machen das Gezeigte vergnüglicher. Dazu kommen die durchweg charmanten Charaktere, die sich natürlich für unsere Augen mehr als nur naiv-schüchtern verhalten aber das macht vielleicht auch den Reiz dieser Filme aus, diese kleinen Zeitreisen in die idealtypischen Welten aber ich kann es schon nachvollziehen, dass nicht jeder mit so viel Eitelsonnenschein auf der Leinwand klarkommt. 6,5/10
Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

1 Kommentar:

Rajko Burchardt hat gesagt…

.. oder so viel Camp. :)

Ich mag den Film, aus ganz ähnlich eskapistischen Gründen.