Montag, September 28, 2009

Chronik einer Liebe


Michelangelo Antonioni gehört unzweifelhaft zu den bedeutendsten Regisseuren Italiens. Während viele seiner Zeitgenossen zu den Vertretern des italienischen Neorealismuses gezählt werden, wandte sich Antonioni mit seinem ersten Spielfilm Cronaca di un amore, der 1950 gedreht wurde, von diesem Themengebiet im Grunde ab, wenngleich seine ersten filmischen Gehversuche durchaus diesem zuzuordnen sind, und gewährt dem Zuschauer in Chronik einer Liebe einen Einblick in den italienischen Mittelstand und beschäftigt sich hier vor allem mit den gestörten Beziehungen der Protagonisten untereinander.

Die Story dreht sich dabei um den Mailänder Industriellen Enrico Fontana, der mehr über die Vergangenheit seiner bildhübschen und blutjungen Ehefrau Paola (Lucia Bosè) erfahren möchte. Aus diesem Grund heuert er einen Privatdetektiv an, der auch sofort mit den Ermittlungen beginnt und in Paolas Heimatort reist, um dort Nachforschungen anzustellen. Dort bringt er in Erfahrung, dass Paola zu ihrer Schulzeit nicht nur eine Liaison mit dem schönen Guido (Massimo Girotti) hatte, sondern wohl auch in einen mysteriösen Unfall involviert ist, bei dem Paolas Freundin Giovanna, gleichzeitig Guidos Verlobte, verstorben ist. Die Nachforschungen des Privatdetektivs bleiben in dem kleinen Ort nicht unentdeckt und so wird Guido über die Ereignisse informiert und macht sich daraufhin auf den Weg nach Mailand, um auch Paola davon zu unterrichten. Wie zu erwarten, brodelt die scheinbar erloschene Liebe der Beiden wieder auf und auch wenn sie vorerst versuchen, die Affäre vor Paolas Ehemann geheim zu halten, merken sie bald, dass es so nicht weitergehen kann und sie schmieden einen mörderischen Plan...

Italian Noir, das war die erste Assoziation, die mir beim Ansehen des Films durch den Kopf schoss und in der Tat kommt einem nicht nur die Geschichte, sondern auch die Inszenierungsweise teilweise bekannt vor, Kein Wunder, wenn selbst der Regieassistent offen die amerikanischen Genreeinflüsse anführt aber speziell im Umgang mit Paolas und Guidos Liaison scheint Antonioni noch ein Stück tiefer in die Materie einzudringen, wenn diese zum Scheitern verurteilte Liebe offengelegt wird und auch der Umgang mit Raum und Kamera unterstreicht schon früh die außergewöhnliche Stellung dieses Filmemachers, der in den folgenden Jahren noch viel stärker auf sich aufmerksam machen sollte. Und natürlich lassen sich Antonionis Wurzeln nicht verkennen. Während ihm einige zeitgenössische Kritiker eine Verherrlichung des Mittelstands vorgeworfen haben, so haben sie sich scheinbar von dem Glanz Lucia Bosès blenden lassen, denn sozialkritische Elemente lassen sich durchgehend finden und zeigen ein ums andere Mal, dass nicht alles Gold ist, das auch glänzt. Sicherlich hat der Film noch einige Schwächen, schwimmt stellenweise ein wenig antriebslos umher und auch der Plot mit dem Privatdetektiv, auf den am Anfang so viel Augenmerk gelegt und Laufzeit verwendet wird, findet ein eher unspektakuläres Ende aber nichtsdestotrotz ist der Film mehr als nur einen Blick wert und ist jedem Cinephilen zu empfehlen. 08/10

Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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