Montag, September 07, 2009

Die Marx Brothers: Blühender Blödsinn


Wenn man über frühe amerikanische Comedygrößen spricht, kommt man an Leuten wie Buster Keaton, Charles Chaplin, Harold Lloyd, Laurel & Hardy oder eben den Marx Brothers nicht vorbei, wenngleich die Marx Brothers erst mit dem Tonfilm die Kinos eroberten, doch dazu später etwas mehr. Heute möchte ich den vierten Film der Brüder vorstellen, den sie für Paramount gedreht haben: Horse Feathers. Paramount fragt sich vielleicht der ein oder andere beim Blick auf seine DVD, als er das Universal-Logo erblickt? Aufgrund diverser Rechteverstrickungen im Laufe der Zeit, hat Universal im Grunde die Kontrolle über alle Paramountfilme vor dem Jahr 1948. Eine ähnliche Problematik gibt es ja auch mit der MGM-Library, die größteils im Besitz von Warner ist. Doch zurück zum Film.

Wie auch schon der ein Jahr früher gedrehte Monkey Business, basiert auch dieser Film nicht mehr auf einem der Theaterstücke der vier Brüder, wenngleich diverse Sketche aus ihrem Programm den Weg in den Film fanden. Die Story von Horse Feathers ist recht simpel: Als Prof. Quincy Adams Wagstaff (Groucho Marx) zum neuen Präsidenten der Huxley Universität gewählt wird, hat er nur zwei Ziele im Kopf: Erstens will er seinen Sohn Frank (Zeppo Marx) kontrollieren, der wenig Interesse an akademischen Wissen hat, sondern lieber mit der college widow Connie (Thelma Todd) anbandelt, was dem Vater aus unterschiedlichen und zum Teil nachvollziehbaren Gründen nicht passt. Zweitens möchte Prof. Wagstaff auch noch das prestigeträchtige Footballduell gegen die Erzfeinde von der Darwin School gewinnen und heuert deshalb zwei vermeintliche Asse an. Dummerweise entpuppen sich Baravelli (Chico Marx) und Pinky (Harpo Marx) als Nieten und kleine Gauner. Die eigentlichen Profis wurden nämlich schon längst von der Darwin School engagiert. Aber was ein studierter Akademiker ist, der findet schon eine Lösung: Kurzerhand plant man die Entführung der Profis durch Baravelli und Pinky aber am Ende kommt natürlich alles anders...

Aus gutem Grund habe ich eingangs auf den Tonfilm hingeweisen, denn während die anderen aufgeführten Komiker große Meister der Slapstick waren, brauchen die Marx Brothers die Sprache, damit alle Trümpfe ausgespielt werden. Das bezieht sich jetzt weniger auf Zeppo Marx, der meistens nur eine größere Statistenrolle hat und auch in den späteren Filmen der Brüder nicht mehr auftaucht, weil er sich zu dem Zeitpunkt um das Management der Truppe kümmert. Die Rede ist natürlich vor allem von Groucho Marx, dem Wortakrobaten der Truppe, der mit seinen Wortspielen und doppeldeutigen Zoten dem Publikum nicht nur Tränen in die Augen und Muskelkater in die Bäuche zauberte, sondern den Zensoren auch Schweißperlen auf die Stirn, was dann sogar dazu führte, dass der Film um gut zwei Minuten gekürzt wurde, nachdem der Production Code 1935 installiert war. Nichtsdestotrotz sind Relikte im Film vorhanden, besonders in den Szenen mit Connie, wo Groucho, ganz Gentleman, z.B. die Frau rudern lässt, während er unter dem Sonnenschirm im Boot liegt oder sie in ihrem Appartement in großer Marx Brothers-Manier bezirzt. Aber auch Chico Marx glänz mit der Stimme, wenn er meist mit italienischem Akzent seine nicht ganz cleveren Charaktere verkörpert, was meist in herrlichen Dialogen mit Groucho endet, wenn sie gekonnt aneinander vorbeireden. Das kommt davon, wenn man in der engl. Sprache so viele ähnlich klingende Worte hat. Famos ist auch die berüchtigte "Swordfish-Szene". Harpo, der dritte im Bunde, spricht hingegen nie, brilliert dafür aber auf dem Gebiet der Slapstickkomik und geht in den Filmen vor allem seinem kindlichen Gemüt nach und stiftet so immer viel Aufregung. Natürlich dürfen auch in Horse Feathers die obligatorischen Musiknummern nicht fehlen aber alle Musicalgeschädigten können aufatmen. Natürlich steht auch hier der Witzt und der Spaß im Vordergrund und sie sind nicht wirklich lang. Das Highlight im Film ist aber sicherlich das geniale Footballspiel am Ende, welches natürlich auch à la Marx Brothers gespielt wird. Und wenn Pinky frei nach Ben Hur mit seinem Streitwagen über den Platz braust, liegt der Zuschauer schon längst lachend am Boden. Auch wenn der Film nicht ganz die Qualität von z.B. Monkey Business hat, schlägt er auch heute noch 8 von 10 Komödien im Schlaf. Ergo: 08/10.
Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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