Sonntag, September 13, 2009

Gefährliche Überfahrt


Nachdem letzte Woche die Lachmuskeln strapaziert wurden, sind jetzt die Nerven dran, denn Joseph M. Newmans Dangerous Crossing darf durchaus in das Subgenre des Film Noir eingeordnet werden, wenngleich er aufgrund der Story vielleicht nicht ganz dem typischen Genrevertreter entspricht. Gedreht wurde der Film im Jahr 1953 und ist ein prima Beispiel für das damals noch halbwegs funktionierende Studiosystem in den USA. In genau 19 Tagen war die Produktion fertig und gearbeitet wurde einzig und allein in den Studios. Aus Kostengründen benutzte man dabei vor allem das Set des im gleichen Jahr fertiggestellten Titanic-Films, welches auch noch einmal für Howard Hawks Gentlemen Prefer Blondes recyclet wurde. Wie man spätestens jetzt erahnen kann, spielt ein Schiff in Dangerous Crossing eine entscheidende bzw. der ganze Film spielt auf einem Schiff, genauer gesagt auf einer Kreuzfahrt.

Dorthin verschlägt es das frisch vermählte Paar Ruth (Jeanne Crain) und John Bowman, die einen Tag zuvor geheiratet haben und nun die Flitterwochen antreten wollen. Zu Beginn scheint auch alles perfekt zu sein. Die Kabine ist groß und gemütlich und das Schiff ist kurz vor dem Ablegen. Zu diesem Zeitpunkt trennen sich die Wege von Ruth und John, denn dieser müsse noch etwas an der Rezeption erledigen aber, sei jedoch sofort wieder da und man würde sich an der Bar treffen. Doch die Minuten vergehen und Ruth wartet verzweifelt auf ihren Ehemann. Langsam macht sich Unruhe breit und sie beginnt, dass Schiff nach ihm abzusuchen. Mysteriös wird die Geschichte, als die vermeintliche Kabine der Bowmans verschlossen und gar nicht belegt sei. Es stellt sich ebenfalls heraus, dass ihr Mann gar nicht auf der Passagierliste steht, sie die Reise unter ihrem Mädchennamen allein angetreten hat und niemand der Schiffsbediensteten sie zusammen gesehen hat. Kein Wunder also, dass recht bald der Schiffsarzt Dr. Paul Manning (Michael Rennie) eingeschaltet wird, da man doch erheblich am Geisteszustand von Ruth zweifelt. Während sich die Beiden langsam anfreunden, meldet sich plötzlich John per Telefon. Doch anstatt die Geschichte jetzt aufzulösen, passiert das Gegenteil: sie wird nur noch mysteriöser...

Wie eingangs schon kurz erwähnt, ist die Story und die Inszenierung des Films ein wenig atypisch für einen Noir und deswegen ist er auch mehr ein Zwitterwesen, dass Noir-Elemente mit denen des Mysteryfilms und Thrillers vereint und daraus nichtsdestotrotz einen feinen B-Film zaubert, der eben auch aufgrund seiner einfachen Geschichte zu überzeugen weiß. Denn obwohl der Zuschauer das glücklich vereinte Paar zu Beginn des Filmes mit eigenen Augen sieht, bleibt natürlich während der kompletten Laufzeit die Frage im Raum stehen, ob wir nicht doch an der Nase herum geführt werden und wir ebenfalls der Einbildung Ruths erliegen. Letzteres wird vor allem durch Ruths Gedankengänge verstärkt, die man als Zuschauer dank voice overn auch mitbekommt. So bleibt der Film auch bis zum Finale spannend, da der Zuschauer ja unbedingt rausfinden möchte, was wirklich geschehen ist und da auch Dangerous Crossing gerade einmal 75 Minuten läuft, hat man mit Tempoproblemen wenig zu tun. Darüber hinaus bildet das Duo Crain und Rennie ein tolles Paar auf der Leinwand und es macht schlicht Spaß, den beiden zuzugucken, wie sie sich zögerlich näherkommen aber auch Crain alleine schafft es, den Film zu tragen, wenn sie mit ihrem verzweifelten Gesichtsausdruck über die Decks rennt und kurz vor einem hysterischen Anfall steht. Die Auflösung der Geschichte kommt dann doch recht überraschend, ist aber nicht unglaubwürdig. Tja, was kann man noch groß sagen. Toller, kleiner Film, der spannend und unterhaltsam ist. 7,5/10
Auch dieser Post entstammt meinem Thread im Schnittberichte-Forum, wo ich wöchentlich einen "Klassiker" meiner Wahl vorstelle: Hier klicken!

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