Montag, April 27, 2009

Die Stunde, wenn Dracula kommt


Bevor der italienische Horrorfilm mit Gewalteskapaden auf sich aufmerksam machte, gab es eine Zeit, in der man auf ganz andere Stilmettel setzte und sich eher dem klassischen Genreansatz verschrieb. Meister dieser Art war, da sind sich die meisten Fans wohl einig, Mario Bava, der ganz in der Tradition, unter anderem der Universal-Klassiker, das Ganze mit einem italienischen Touch auferstehen ließ und so auch Die Stunde, wenn Dracula kommt inszenierte. Wie es der Titel erahnen lässt, handelt es sich dabei um eine Variation der Draculageschichte, die hier jedoch noch mit Barbara Steeles Doppelrolle, einmal als böse Hexe Asa Vajda und als späteres Opfer Katia, gekonnt verfeinert wird. So erlebt der Zuschauer in der Exposition die Hintergrundstory zu den späteren Geschehnissen, denn Asa und ihr Geliebter Javutich, der für Dracula höchstpersönlich gehalten wird, werden auf dem Scheiterhaufen gefoltert und dann ins Jenseits befördert, jedoch nicht ohne vorher noch die gesamten Nachfahren der Familie Vajda zu verfluchen. Da aber ein plötzlich einsetzendes Unwetter das Feuer des Haufens löscht, verbrennen die Körper nicht und werden so beigesetzt. Gut 200 Jahre später zieht es zwei Ärzte, die auf einem Weg zu einem Kongress sind, durch eben jene Lande und aufgrund einer Kutschpanne bleiben sie vor dem Grund der Vajdas liegen. So treibt es die beiden neugierigen Akademiker auch in das Mausoleum der Familie und durch einen dummen Zufall zerstört einer von ihnen jene Schutzmechanismen, die verhindern sollen, dass Asa wiedererweckt wird. Doch nun ist es zu spät und Asa ruft auch ihren Geliebten und Diener Javutich zu sich und beginnt nun, sich an den Nachfahren ihrer Familie zu rechnen. Was ein Glück, dass ausgerechnet der jüngere der beiden Ärzte ein Auge auf die schöne Katia Vajda geworfen hat und ihr am Ende zur Hilfe eilen kann.
Schon gleich zu Beginn des Filmes fällt dem Zuschauer der markante Look von Die Stunde, wenn Dracula kommt auf. Das perfekte monochrome Bild, welches sich dem Publikum offenbart, als es der Folterung von Asa und Javutich beiwohnt. Dazu kommt das surrealistisch, minimalistische Produktionsdesign, das einem sofort ins Auge springt. Das Spiel aus Licht und Schatten wird hier von dem Schwarzweißfilm perfekt wiedergegeben und man fühlt sich in dem Moment auch ein wenig an die deutschen Expressionisten erinnert. Sowieso ist es vor allem die Kamera, die einen sofort fasziniert. Ausgeprägte Kamerafahrten beherrschen das Bild. Es gibt nur wenige Schnitte und Bava spielt mit den Räumen, lässt sich Zeit, die gesamte Tiefe zu erkunden und schafft so eindrucksvolle Szenen, wie jene in der ersten Hälfte des Filmes, als die Familie Vajda im "Wohnzimmer" ihres Schloßes ist und die drei Personen nach einer längeren Fahrt gekonnt im Raum aufgereiht stehen. Gerade durch vergleichbare Situationen wird ein enormes Maß an Atmosphäre aufgebaut, während die Story in, sieht man einmal von Asa als treibender, weiblicher Kraft ab, traditionellen Bahnen verläuft und das ist in meinen Augen dann der größte Kritikpunkt des Films, der das Momentum, welches im ersten Abschnitt gewonnen wird, nicht bis zum Ende halten kann und leider etwas verflacht. Das mag vielleicht auch an einer gewissen zeitlichen Distanz zum Entstehungsjahr liegen aber hier hätte man der Story vielleicht noch das gewisse Etwas einflößen können, um den Film dann auch auf inhaltlicher Ebene noch mehr zu betonen. So sind es final "nur" 08/10.

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