Mit
Gran Torino verabschiedet sich eines der Urgesteine Hollywoods aus der aktiven Schauspiellaufbahn und nimmt nun endgültig nur noch auf dem Regiestuhl platz. Die Rede ist natürlich von Clint Eastwood,
dem einstigen Man with No Name und reaktionärem Cop Harry Callahan, der seinen Abgang in
Gran Torino natürlich selbst inszenierte. Schon der Trailer weckte Reminiszenzen an jene markanten Rollen, die Eastwood als einen Mann weniger Worte aber großer Taten brandmarkten. Doch wer jetzt einen
Dirty Harry VI erwartet, der dürfte die letzten Jahre hinter dem Mond gelebt haben. Eastwood hat sich weiterentwickelt und das sieht man besonders seinen Regiearbeiten an und so ist
Gran Torino im Grunde auch zweierlei. Es wird eben nicht nur die Geschichte einer langsam aufkommenden Freundschaft erzählt, die die Abgründe des latenten Rassismuses und der Vorurteile überwindet, sondern gleichzeitig entmystifiziert Clint Eastwood die Figur Clint Eastwood. Denn sein Walt Kowalski ist die Inkarnation all jener Rollen, die Eastwoods Image erschufen: dieser alte, verbitterte Kriegsveteran, der so ein verbissenes Gesicht zieht,
dass sein Gegenüber unweigerlich von Angst heimgesucht wird und der eigentlich nur eins möchte, seine Ruhe. Doch ausgerechnet in seine direkte Nachbarschaft hat es eine asiatische Familie verschlagen, deren Sitten und Gebräuche dem Koreaveteranen völlig wider sind. Darüber hinaus treiben sich auch noch Gangs umher und der alte Mann wird unweigerlich aus seiner Lethargie und Einsamkeit herausgerissen und muss sich dabei auch seiner Vergangenheit stellen. Abgesehen vom Eindeutigen und der gefühlvollen Geschichte, lebt der Film eindeutig davon, wie hier mit den Klischees und Erwartungen, bzgl. der Person Kowalskis, gespielt wird. Trotz der Tatsache, dass der Charakter (gewollt) so sehr überzeichnet ist, rutscht
Gran Torino nie ins Lächerliche ab und auch die Komik und Witze, die in die Geschichte eingebaut wurden, fügen sich wunderbar in das Drumherum ein und wenn sich der Film dem Ende neigt, dann wird unsere Erwartungshaltung noch einmal stark auf die Probe gestellt und Eastwood beschert so dem Schauspieler Clint Eastwood einen fulminanten Abgang. Es ist sicherlich nicht sein bester Film, was angesichts von einer 8,5/10 ein wenig lapidar klingen mag aber es beweist nur erneut, wie sehr sich der Mann im Laufe der Zeit gewandelt hat und wie ein guter Wein, scheint er mit jedem Jahr noch ein wenig mehr zu reifen.
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