Mitte der 20er Jahre wurde in den USA eine Figur geboren, die in den folgenden Jahren und Jahrzehnten in mehr als 50 Fällen auf der Leinwand zu sehen war und sicherlich mit dazu beigetragen hat, dass das Image der Asiaten zu jener Zeit ein wenig aufpoliert wurde. Nichtsdestotrotz gibt es Stimmen, die die Charlie Chan-Filme kritisch auffassen, denn anstatt eines asiatischen Schauspielers, erlangte der Schwede Warner Oland in der Rolle des chinesischen Detektivs den Status einer Persönlichkeit - zu dieser Zeit übrigens nicht unüblich, dass weiße Schauspieler asiatische Titelrollen gespielt haben. Des Weiteren gibt es auch eine kontroverse, inwiefern die Darstellung des Charakters als eindimensional und stereotyp zu werten sei. Fakt ist jedoch, dass durch die Figur des Charlie Chans das Bild der Asiaten im amerikanischen Film insofern verändert wurde, als dass sie nicht mehr nur als mysteriöse Gestalten herhalten mussten, die meist als bedrohliche Bösewichter auf der Leinwand zu sehen sein, sondern auch als überaus intelligente, gütige und ehrenhafte Menschen.
Charlie Chan in London, der 1934 von Fox produziert wurde, gilt dabei als erster noch existenter Film der Reihe - alle vorherigen Verfilmungen gelten als verloren - und verschlägt den sympathischen Detektiv, wie man ja fast vermuten kann, nach London. Dort wird er von Pamela Gray gebeten, den Fall ihres Bruders noch einmal zu untersuchen, der wegen Mordes verurteilt wurde und in nunmehr drei Tagen gehängt werden soll. Nach kurzer Bedenkzeit willigt Chan ein und fährt zum Ort des Verbrechens: einem großen Herrenhaus auf dem Lande, wo sich auch noch alle Zeugen des Tatabends befinden. Chans Ermittlungen stoßen schnell auf Widersprüche und wühlen viel Staub auf, sodass auch der eigentliche Mörder noch einmal aktiv wird, während Chan ihm langsam eine Falle stellt.
Krimifans werden an diesem Film und auch an der ganzen Serie sicherlich ihre Freude haben, denn hier wird das klassische Krimieinmaleins durch die Figur des Chans gekonnt verfeinert, der aufgrund seiner Höflichkeit und Unscheinbarkeit schnell unterschätzt wird, während er im Hintergrund seinen Ermittlungen nachgeht und dabei nicht nur mit Methoden aufwartet, die der feinen Gesellschaft gänzlich unbekannt sind, sondern auch der britischen Polizei, die sich fleißig Notizen macht. Dabei bewegt sich der Film meist auf dem passenden Level zwischen Suspense und Rätselraten auf der einen Seite und auflockernden Szenen und leichtem Humor auf der anderen Seite. Letzteres natürlich oft aufgrund der aufeinanderprallenden Kulturen und, das kann man dem Film nicht ankreiden, nicht auf Kosten der Person des Chans. Keine Sorge also vor flachen r/l-Gags, wenngleich Chan natürlich mit einem gewissen Akzent ausgestattet ist, der aber nicht auf lustig getrimmt ist. Am Ende kommt jedenfalls ein toller Krimi bei raus, der Lust auf die gesamte Filmserie macht und wenn man mal die Chance hat, den Film zu sehen, sollte man sie ruhig ergreifen. 7,5/10
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Why Marvel's What If...? Is Ending After Three Seasons
vor 6 Stunden
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