Neben Dario Argento und Lucio Fulci ist Mario Bava sicherlich der bekannteste Regisseur aus dem Bereich des phantastischen italienischen Films. Und auch wenn er sich, beginnend bei Sandalenfilmen und endend mit Poliziotteschis, mit schlafwandlerischer Sicherheit in diversen Genres bewegte, so stechen doch vor allem seine Beiträge zum Horror- und Thriller-Genre besonders hervor. Mit dem 1964 gedrehten Blutige Seide schuf er darüber hinaus auch einen der ersten und prägendsten Vertreter des Giallo-Kinos, jener italienischen Krimispielart, die in den folgenden Jahren ihren Beliebtheitszenit erreichte und noch heute von vielen Fans geschätzt wird. Im Vergleich zu späteren Regisseuren ist Bava bei der Zurschaustellung von Sex und Gewalt geradezu zurückhaltend und auch der Plot ist, glücklicherweise, noch nicht zu überfrachtet mit Twists und anderen erzählerischen Gadgets. Geschildert wird eine Kriminalgeschichte der alten Schule. Ein maskierter Täter bringt reihenweise Models und Mitarbeiterinnen einer Modemanufaktur um und die Polizei tappt zu Beginn noch im Dunklen, welch Motiv hinter jenen Delikten stehen könnte. Schnell trifft man auf mehrere Verdächtige im Umfeld der Täter und auch der Chef der Manufaktur, Max (Cameron Mitchell), wird verhört. Da der Mörder aus dem Umfeld der Manufaktur stammen muss, werden kurzerhand alle männlichen Mitarbeiter vorübergehend inhaftiert, doch die Morde gehen weiter. Ziel scheint ein Tagebuch eines des Models zu sein und die Geheimnisse, die dort festgehalten wurden.
Blutige Seide erweist sich als ein klassischer Vertreter des Whodunit-Krimis und nimmt den Zuschauer mit auf ein atmosphärisches und spannendes Ratespiel, wer der Mörder hinter der Maske ist. Interessant am Film ist vor allem Bavas Inszenierung. Wie auch in seinen weiteren Werken merkt man, dass er ein Faible für Farben, Bilder und Perspektiven hat und dementsprechend experimentiert er in seinen Filmen immer wieder mit jenen Komponenten. Bezeichnend für jene künstlerische Kreativität sind sicherlich Szenen aus Blutige Seide, die durch ein spiegelndes Objekt gefilmt wurden oder man auf den Einsatz von starker Hintergrundbeleuchtung setzt, was in Kombination mit dem Setting im Garten der Manufaktur überaus atmosphärische Bilder erzeugt. Interessant ist auch der Kontrast zwischen der bunten Welt der 60er, während der Modenshow, und dem sonstigen Produktionsdesign, welches stark an Bavas gothische Horrorwerke erinnert und den Film so anachronistisch, stellenweise surreal, wirken lässt. Mit diesen Kniffen schafft es Bava, der soliden aber auch nicht überragenden Story, wesentlich mehr Kraft zu verleihen und Suspense zu erzeugen. So verzeiht man Blutige Seide auch das durchaus schwache und durchschaubare Ende: 08/10.
Montag, Januar 03, 2011
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