Samstag, Mai 03, 2008

Schwarze Messe auf blutrotem Altar


Wie Weihnachten und Ostern an einem Tag dürfte die Nachricht für Horrorfans sein, dass sie einen Film sehen dürfen, in dem mit Christopher Lee und Boris Karloff zwei Ikonen des Genres über die Leinwand juckeln dürfen. Anno 68 kam es zu dieser Kooperation unter der Obhut des damals noch jungen Tigon Studios. Heraus kam schließlich ein halbgarer Horrorfilm mit einer 08/15-Story und LSD-Optik, der den zum Trash neigenden Kenner doch durchaus unterhalten könnte. Die Geschichte spielt sich auf einem britischen Schloß - wo denn auch sonst? - ab, wo vor vielen Jahren eine Hexe verbrannt wurde. Dorthin verschlägt es Peter Manning, der auf der Suche nach seinem Bruder ist, der dort zum letzten Mal lebend gesehen wurde. Angekommen auf dem Gut, hat Manning zuerst nur Augen für die schöne Nichte des Eigentümers Morleys (Christopher Lee mit ungewohntem Schnauzbart). Doch schon bald hat er Visionen von satanischen Ritualen, grünen Hexen und es scheint, als wenn jemand/eine übersinnliche Kraft nach seinem Leben trachtet. Erst durch die Mithilfe des Hexenexpertens Marshe (Boris Karloff, wenig fidel im Rollstuhl), hat Manning eine Vermutung, was da vor sich geht. Dunkle Vergangenheit, böse Hexen oder anderes Übersinnliches, schöne Töchter oder Nichten inkl. Schloß, das alles klingt verdächtig nach dem gewohnten Baukastenprinzip des britischen Horrorfilmes und fürwahr gewinnt die uns hier präsentierte Story keine Innovationspreise. Letzteres ist aber gar nicht nötig, wenn die restliche Inszenierung Hand und Fuß hat. Leider ist die Fortbewegung in diesem Film ein wenig gestört. Zwar beginnt Schwarze Messe auf blutrotem Altar vielversprechend ungewöhnlich, inkl. psychedelischer Hexenritualssequenz samt nackter Frauen und lustiger Gestalten, verflacht dann jedoch mit jeder weiteren Filmminute. Irgendwann sind die Netze gelegt für eine urige Horrorgeschichte aber eingeholt werden sie nicht wirklich. Neudeutsch würde man sagen, dass etwas Drive gefehlt hat aber auch in Sachen Atmosphäre hat man schon wesentlich Besseres gesehen. Zwar wird man aus der britischen Lethargie durch weitere Visions/Rituals/LSD-Flashes herausgerissen und zuweilen merkt man auch den Swinging Sixties, Flower-Power-Einfluss, doch der Rest ist schröcklich bieder und weder Gothik-Horror noch modern. So tingeln zwar die Akteure fleißig über die Leinwand und stellen sich vor essentielle Fragen, doch so wirklich springt der Funke nicht über. Jenes scheint man partiell erkannt zu haben, hat man doch ein, zwei selbstironische Sprüche der Marke: "Dieses Haus könnte einem Horrorfilm entstammen und gleich kommt Boris Karloff um die Ecke", eingebaut, doch holt dies die Kohlen auch nicht aus dem Feuer. Nicht Fisch, nicht Fleisch, freut sich der Die Hard-Fan zwar trotzdem über das finale Werk, der Rest könnte mit argen Wachbleibproblemen konfrontiert werden. Da ich ein Zwitter aus beidem bin, entscheide ich mich für die goldene Mitte: 05/10 inkl. viel verschenktem Potential.

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