Samstag, Juni 20, 2009

Der Leichendieb


Hierbei handelt es sich um eine RKO-Produktion aus dem Jahre 45 und die Tatsache, dass der Film von RKO produziert wurde, macht die Sache für einen Fan in unserer Zeit ein wenig komplizierter, da das einstige Studio Ende der 50er Jahre unterging und die Rechtesituation außerhalb der Staaten etwas diffus zu sein scheint - in Deutschland scheint Kinowelt ein Großteil der Rechte zu besitzen. In den USA ist die Sache dagegen simpler, denn hier sind alle Filmrechte im Besitz von Warner Bros. Doch kommen wir einmal zum Film zurück und hier haben wir es durchaus mit einer interessanten Konstellation zu tun, spielen doch die beiden Horrorikonen ihrer Generation mit. Während Boris Karloff hier der Star der Produktion ist und auch groß das Kinoplakat ziert, ist Bela Lugosi nur in einer kleineren Nebenrolle zu sehen und auch nicht so einfach zu erkennen. Die Geschichte von The Body Snatcher basiert auf einer Short Story des schottischen Autors Robert Louis Stevenson, die, glaubt man einmal der Inhaltsangabe von Wikipedia, nahezu detailgetreu adaptiert wurde. Produziert wurde das Ganze dann auch noch von Horroraltmeister Val Lewton, der bei RKO für eine ganze Reihe von Genreklassikern mitverantwortlich war.

So spielt der Film, der zwar als Horrorfilm gelabelt ist aber viel eher in die Kategorie des Suspensethrillers passen würde, im Edinburgh des Jahres 1831 und wir werden schnell in die eigentliche Geschichte eingeführt. Grabräuber, die Nachts die Toten wieder ausbuddeln, treiben ihr Unwesen und verkaufen die Leichen an die Ärzte Schottlands, damit diese an ihnen forschen können. Einer von ihnen ist Dr. MacFarlane, ein höchst renomierter Arzt, der sich von Cabman John Gray (Boris Karloff), einem unscheinbaren aber doch unheimlichen Kutschfahrer mit Lehrobjekten beliefern lässt. Zwischen den beiden Personen scheint ein starker Bann zu herrschen, der weit in die Vergangenheit zurückreicht und das spürt auch Fettes, einer von MacFarlanes Schülern und sein neuer Assistent, sehr bald, der den ganzen Leichendiebstahl zwar nicht gutheißt aber doch akzeptiert, besonders ab jenem Moment, als es darum geht, ein kleines Mädchen zu heilen, welches nach einem Unfall gelähmt ist. Die Geschichte spitzt sich jedoch zu, als die örtlichen Friedhöfe stärker bewacht werden, doch MacFarlane und Fettes brauchen weitere Lehrobjekte, um sich u.a. auf die anstehende Operation des Mädchen vorzubereiten. Cabman Gray ist auch dazu bereit, doch alle Beteiligten zahlen einen großen Preis und ein glücklicher Ausgang der Geschichte scheint nunmehr unmöglich zu sein.

Wie schon weiter oben kurz angeführt, lebt der Film nicht wirklich von den offensichtlichen Horrorelementen, sondern viel mehr von seinen Charackteren und dem Horror ihrer Persönlichkeiten. Besonders Boris Karloff sticht hier eindrucksvoll hervor, denn dass er viel mehr sein kann als nur das Frankensteinmonster, beweist er hier mit jedem seiner Auftritte. Mit einer Süffisanz in der Stimme präsentiert er uns hier den Cabman Gray, wie es ihm Spaß macht, aus seiner vermeintlich niederen Position das Heft in der Hand zu halten. Dazu kommt auch noch die etwas verworrene Vergangenheit von Gray und MacFarlane, die dazu beiträgt, dass man sich als Zuschauer nie ganz sicher sein kann und so präsentiert sich der Film auch mehr als Charackterstudie zweier Menschen, wo es um Ideale, Ängste und Dominanz geht. Nichtsdestotrotz muss auch das Äußere stimmig sein, um beim Zuschauer ein Unbehagen vorzubringen und das schafft Regisseur Robert Wise. Wahrlich insperiert vom deutschen Expressionismus, setzt er gerne Schattenspiele ein und lässt so das Edinburgh der 1830er Jahre noch trostloser und einsamer erscheinen als es wahrscheinlich je war. Darüber hinaus ist auch der Einsatz der Musik und Soundeffekte ein probates Mittel, um Suspense zu erzeugen und ja, das leise Trappeln der Pferdehufe in der Nacht lässt uns schon erahnen, wer gleich vor der Tür stehen wird und gibt es einen schöneren Mord als jenen, der im Dunkel der Nacht passiert und man nichts sehen kann und der Zuschauer trotzdem genau weiß was passiert, weil hier der Ton die Tat erzählt? Meiner Meinung nicht, zumindest nicht in dem Kontext und auch das Ende kann sich sehen lassen. Es ist zwar simpel aber wirkungsvoll und lässt den Film konsequent enden.
Kurz und knapp in Zahlen ausgedrückt: 8,5/10

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