Mittwoch, Juni 09, 2010

While the City Sleeps - ab Juli auf DVD in England

Fritz Lang, dessen Noir-Beiträge von Fans und Liebhabern geschätzt werden, drehte 1956 für die RKO Studios den Film While the City Sleeps mit Dana Andrews und Rhonda Fleming. Zusammen mit Beyond a Reasonable Doubt gehört er zu den Titeln, denen bisher eine DVD-Veröffentlichung verwehrt blieb.
Nun hat sich zumindest bei While the City Sleeps das Blatt gewendet, erscheint er doch am 26. Juli 2010 in England weltweit zum ersten Mal auf DVD. Verantwortlich für diese VÖ ist das mir bis dato unbekannte Label Exposure.
Man kann nur hoffen, dass der Film eine würdige Umsetzung erfährt, denn die Tatsache, dass er beim letzten Warner Noir-Set nicht berücksichtigt wurde, lässt von einer geringen Chance ausgehen, dass er in den USA so schnell eine DVD bekommt - nachher sogar nur ein Dasein als DVD-R Warner Archive-Titel fristen muss.

Gemäß der Produktbeschreibung von Amazon.co.uk wird die DVD als Extras eine Pressebuch-Galerie sowie eine Postergalerie enthalten. Anbei das Cover:

Montag, Juni 07, 2010

Einen vor den Latz geknallt

Blaxploitation trifft auf Italo-Western in dieser amerikanisch-italienischen Co-Produktion aus der Mitte der 70er Jahre. Angesichts dieser etwas anderen Kombination, spitzt der geneigte Fan doch die Ohren. Mit an Bord sind neben Lee Van Cleef auch die Aushängeschilder des Blaxploitationfilms Fred Williamson, Jim Brown und Jim Kelly. Unter der Regie des zu der damaligen Zeit durchaus bekannten Antonio Margheriti machen die Vier dann die Kanaren unsicher, denn dort wurde gedreht, wie man an der zerklüfteten Landschaft vulkanischen Ursprungs sehen kann. Die Story dreht sich dabei um zwei Männer: Lee Van Cleef spielt, wie so oft, einen fiesen Kopfgeldjäger, Kiefer, der auch seine eigene Großmutter ausliefern würde, wenn die Prämie stimmt. Dann gibt es noch den Cowboy Pike (Jim Brown), der zusammen mit dem Viehbesitzer Morgan (Dana Andrews) eine Herde Rinder getrieben hat. Leider verstirbt Morgan am Zielort und trägt Pike auf, mit dem Erlös der Viehherde, immerhin 87000 Dollar, zurück zur Ranche zu reiten. Natürlich spricht sich die Botschaft schnell rum, dass ein Schwarzer mit 87000 Dollar unterwegs ist und so hat Pike bald diverse Häscher an seiner Ferse. Doch er bekommt Unterstützung von Tyree (Fred Williamson), einem Spieler, und dem stummen Indianer Kashtok (Jim Kelly). Während sich die meisten Verfolger meist sehr ungeschick anstellen, geht die meiste Gefahr von Kiefer aus, der auch noch eine alte Rechnung mit Pike offen hat.
Vorweg sei einmal gesagt, dass man dem Film durchaus anmerkt, dass hier Amerikaner mit am Werk waren. Das beginnt bei der reinen technischen Ausstattung am Set und endet beim Score von Jerry Goldsmith, der sich doch recht stark von der italienischen Genremusik aus der Feder von Morricone, Noclai oder Bacalaov unterscheidet. Tote brauchen keine Dollars, so der deutsche Alternativtitel, ist aber trotzdem für Nichtfans von US-Western interessant, allein aufgrund der skurrilen Charaktere. Williamson und Brown haben ein durchaus loses Mundwerk und besonders im Original einen äußerst nette Slang drauf, während Jim Kellys Charakter den Vogel abschießt. Einen Indianer darstellend, besiegt er seine Gegner im Nachkampf mit Martial Arts Techniken und springt wie angestochen durchs Bild. Dazu wurde seiner Person eine "Reitphobie" auferzwungen und so joggt er fröhlich durch die Wüste, während Williamson und Brown hoch zu Ross hinterhertraben. Auch Van Cleef sieht mit seiner buschigen Frisur etwas wirr aus, spielt aber sonst routiniert seine ureigenste Rolle. Inhaltlich kann die Verfolgungsstory dabei aber nicht immer überzeugen, gibt es durchaus zähe Momente, in denen man sich etwas mehr Drive wünscht. Schlußendlich ist hier ein seichter Genremix herausgekommen, der Fans beider Lager ansprechen dürfte, für Außenstehende aber eventuell nicht so attraktiv sein dürfte: 06/10.

Dienstag, Juni 01, 2010

Schnellboote vor Bataan


Dass Film weit mehr als nur harmlose Berieselung ist, dürfte im Grunde jeder schon am eigenen Leib erfahren haben. Wie oft hat man schon mit einem Charakter mitgefiebert, während man dem Antagonisten den Tod an den Hals gewünscht hat? Film, das ist auch immer eine Manipulation des Zuschauers, die natürlich in jede Richtung gehen kann. Der Macht dieses Mediums war man sich natürlich auch während des Zweiten Weltkriegs bewusst und so haben Nationen beider Kriegsparteien Film als Propagandamittel eingesetzt. So drehte der schon damals gefeierte John Ford verschiedene Dokumentationen für das Navy Department und das Office of Strategic Services. Angesichts dieser Vita ist es wenig verwunderlich, dass man seinem 1945 entstandenen Kriegsfilm Schnellboote vor Bataan skeptisch gegenüber tritt. In Kombination mit John Wayne meint man das Pathos schon fast riechen zu können.

Der Film spielt im Jahr 1941, kurz vor dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor. Die beiden Lieutenants Brickley (Robert Montgomery) und Ryan (John Wayne) sind einer Schnellbootflotille auf den Philippinen zugeteilt. Doch die Navy ist nicht von der Schlagkraft der kleinen Boote überzeugt und Ryan, der durchaus seine Karriere gefährdet sieht, möchte am liebsten versetzt werden. Der Kriegseintritt der USA ändert die Situation nur insofern, als dass Ryan doch auf den Philippinen verbleibt, denn die Marineführung hält weiterhin wenig von den wendigen Schnellbooten und hält für den kleinen Trupp zuerst nur Transport- und Kommunikationsaufgaben bereit. Doch auch diese Missionen sind alles andere als ungefährlich, was Ryan am eigenen Leib erfahren muss. Nur widerwillig lässt er sich in das nächste Lazarett bringen, wo er die Bekanntschaft der schönen Krankenschwester Sandy Davyss (Donna Reed) macht. Für eine große Romanze ist jedoch kaum Zeit, stehen die Japaner quasi vor der Tür und erst jetzt, als die Situation immer ernster wird, dürfen die Schnellboote auch Kampfeinsätze fahren. Trotz zahlreichen Erfolgen sind sie den heranrückenden Truppen zahlenmäßig deutlich unterlegen und schon bald wird die entscheidende Schlacht um die Philippinen folgen. Vorher muss der Trupp jedoch noch eine Geheimmission absolvieren: die Evakuation der Militärelite auf den Philippinen, damit diese mit einem Flugzeug nach Australien ausgeflogen werden können. Noch einmal werden alle Kräfte mobilisiert.

Schnellboote vor Bataan ist ein schönes Beispiel dafür, wie schnell sich ein Genre unter Umständen ändern kann. Während amerikanische Kriegsfilme zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch von patriotischen „Wir schlagen zurück“-Reden durchzogen waren und heroische Soldaten bis zum letzten Atemzug für ihr Vaterland kämpften, hat sich 1945 der Duktus geändert. Inzwischen waren die Genrebeiträge subtiler geworden, ruhiger und vor allem authentischer, da diverse Veteranen an den Produktionen mitwirkten, die Schauspieler zum Teil selbst dienten – Montgomery war zum Beispiel einem Schnellbootkommando zugeteilt und sich das Blatt des Krieges natürlich auch gewendet hat. Das amerikanische Publikum brauchte keine unmittelbare Unterstützung und Erinnerung an die vernichtenden Niederlagen von z.B. Pearl Harbor und den Philippinen. Das Blatt hatte sich gewendet, man hatte zurückgeschlagen. So versucht Ford auch viel mehr, den Alltag der Soldaten darzustellen, die ihren Dienst auf den Philippinen abgeleistet haben. Speziell dieses Dienstableisten hat eine hohe Bedeutung für den Film, was spätestens in den Schlußszenen verdeutlicht wird. Halsbrecherische Kamikazeunternehmen sucht man hier genauso vergebens, wie eine unmenschliche Darstellung der Japaner. Sowieso sucht man den Feind hier vergeblich, denn bis auf einige wenige Szenen, in denen man japanische Flieger und Schiffe sieht, bekommt man ihn nicht zu Gesicht und doch scheint er allgegenwärtig zu sein. Dies soll wiederum nicht bedeuten, dass man hier schon von einer kritischen Aufarbeitung der Geschehnisse sprechen kann, nicht bei einem John-Ford-Film aus dieser Zeit und natürlich trifft man noch immer auf Pathos, speziell das letzte Bild des Films ist dafür ein gutes Beispiel aber insgesamt hat man dieses Element auf ein erträgliches Maß reduziert.

Rein inhaltlich ist der Film fast episodenhaft aufgebaut, wobei besonders die John Wayne – Donna Reed Episode ein wenig zu einem Bruch führt und Schnellboote vor Bataan ein wenig in die Länge zieht. Zum Schluß merkt man schon, dass man stramm auf die 140 Minuten zugeht. Nichtsdestotrotz wusste sich John Ford zu helfen und hat die restlichen Szenen teils spektakulär auf die Leinwand gebannt. Unter Zuhilfenahme der US-Streitkräfte wurden so waghalsige Actionszenen inszeniert, die vor 65 Jahren sicherlich noch eine ganz andere Wirkung hatten als heute. Da brausen die Schnellboote durch die Gewässer Floridas – hier wurde gedreht – und werden von Fliegern beschossen, von Küstenbatterien ins Kreuzfeuer genommen und die Geschützkugeln schlagen nur wenige Meter neben ihnen im Wasser ein. Blickt man jetzt noch kurz auf die schauspielerische Seite, findet man natürlich routinierte Arbeit vor, wenngleich Montgomery, der am Set wohl auch von John Ford bevorzugt behandelt wurde und diesen sogar als Regisseur vertreten hat, als Ford krank war, Wayne die Schau stiehlt. Im Grunde aber kein Wunder, dürfte der Dreh für Montgomery eine Rückkehr auf bekanntes Terrain gewesen sein.

Insgesamt ist John Ford ein äußerst guter Genrebeitrag gelungen, der nicht ganz pathosfrei eine unterhaltsame und stellenweise durchaus emotionale Geschichte aus den frühen Kriegstagen der USA erzählt, die sicherlich auch für Einsteiger geeignet ist. Die Zähe mancher Abschnitte des Films und die etwas zu lang geratene Laufzeit fallen dabei negativ ins Gewicht: 7,5/10.