Samstag, Dezember 18, 2010
Videocracy
Als Außenstehender mag man über die Verhältnisse in der italienischen Politik oftmals nur mit dem Kopf schütteln, wenngleich es schon erstaunlich ist, wie ein Mensch der Marke Silvio Berlusconi, dessen Auftritte in der Öffentlichkeit zumindest nie langweilig sind, seit Jahren, wenn auch nicht durchgehend, Ministerpräsident Italiens sein kann.Erik Gandinis Videocracy liefert in der Hinsicht auch keine klaren Antworten, versucht aber, die Rolle des Fernsehens innerhalb dieses Systems zu beleuchten - natürlich aufgrund der Tatsache, dass Berlusconi nicht nur Ministerpräsident ist, sondern auch ein Medienmogul. Wer jetzt hofft, Gandini würde im Stile eines Michael Moore polemisch und fragwürdig abrechnen wollen, der dürfte von jenem Dokumentarfilm enttäuscht werden. Gandinis Herangehensweise ist vielleicht ein wenig unkonventionell. So greift der Erzähler nur selten ein, da Gandini die Bilder und Szenen für sich sprechen lassen will. Auf der einen Seite wird der Zuschauer so natürlich angeregt, sich seine eigenen Gedanken zu machen, andererseits wirken viele Szenen wirrkürlich und der Zusammenhang mag nicht immer klar werden. Auch werden die vermeintlich interessanten Aspekte, speziell die Person Berlusconi und seine politischen Entscheidungen betreffend, nur kurz angerissen. Auch wenn die Intention klar zu sein scheint, wünscht man sich hier etwas Augenmerk. Auf der anderen Seite scheint es Gandini zu geniessen, die Oberflächlichkeit des italienischen Fernsehens zu dokumentieren und die zwielichtigen Gestalten, die im Fahrwasser der Unterhaltungsshows als Selbstdarsteller und Strippenzieher zu Reichtum und zweifelhafter Berühmheit kamen. So schließt sich dann auch der Kreis zum Führer, wie Berlusconi von einem der einflussreichsten TV-Produzenten genannt wird und doch hat man das Gefühl, dass Videocracy so viel mehr hätte sein können, als man letztendlich serviert bekommt: 06/10.
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