Sonntag, Juli 25, 2010

Angriff der Riesenkralle

Tief in den Katakomben der großen Studios schlummer(te)n sie, die fast vergessenen „Perlen“ der diversen B-Movie-Abteilungen, deren Filme selten Preise gewannen oder groß im Rampenlicht standen, dafür aber oft das Rückgrat der Filmindustrie bildeten und als günstig produzierte Cash-Cows die berühmten Produktionen subventionierten. Einer der Herren dieser Einheiten war Sam Katzman, der als Produzent und Regisseur u.a. für Columbia lange Jahre im Dienst war. Während er mit Twist Around the Clock (1961) vielleicht seinen größten finanziellen Erfolg als Produzent feierte, war Katzman aber auch für einen heute berüchtigten Film verantwortlich: The Giant Claw (1957). Berüchtigt, weil er sich einen Namen als einer „der schlechtesten Filme aller Zeiten“ gemacht hat, was sicherlich übertrieben ist. Nichtsdestotrotz wandelt sich der von den Plakaten proklamierte Angriff auf die Nerven zu einem unfreiwilligen Angriff auf die Lachmuskeln und schnell ist es nachvollziehbar, warum dieser 50s Sci/Fi-Horror-Genremix eine breite Fangemeinde hat.

Schon der Beginn lässt aufhorchen, wenn ein bierernster Off-Kommentator erst die Fortschritte menschlicher Ingenieurkunst lobt, um dann wenig später auf die sog. Ruhe vor dem Sturm hinzuweisen. Während dieser Szenen lernt der Zuschauer auch die menschlichen Hauptakteure kennen, die gerade mit der Kalibrierung einer Radaranlage der USAF beschäftigt sind: der Elektronikexperte Mitch (Jeff Morrow) und seine hübsche Partnerin, die Mathematikerin Sally (Mara Corday). Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Mitch bei einem Probeflug ein unbekanntes Flugobjekt sichtet – das geschulte Auge erkennt einen undefinierbaren Klumpen vorbeihuschen. Doch weder das Radar noch die alarmierten Abfangjäger können am Himmel etwas erkennen. Kein Wunder also, dass Mitch aufgrund des vermeintlichen Scherzes vor allem bei General Van Buskirk in Ungnade fällt. Als dann jedoch mehrere Flugzeuge vermisst werden und Mitch und Sally bei einem Flug zurück nach New York ebenfalls attackiert werden und abstürzen, nimmt das Militär die Sache etwas ernster, denn jedes Mal war nichts zu erkennen auf dem Radarschirm. Erst Aufklärungsbilder aus einem Wetterballon bringen des Rätsels Lösung: man hat es mit einem Vogel zu tun, der so groß wie ein Schlachtschiff ist. Alle Versuche, das gefederte Monster abzuschießen, schlagen zuerst fehl, da der Vogel from Outer Space einen Schutzschirm aus Antimaterie besitzt. Doch dann hat Mitch die rettende Idee…

… und der Zuschauer liegt zwischenzeitlich weinend auf dem Boden, den Bauch haltend aufgrund der Lachkrämpfe. Dabei hätte der Film durchaus ordentlich werden können – natürlich relativ gesehen angesichts der Geschichte – aber ein klammes Budget durchkreuzte diese Pläne. Dass es nämlich auch anders geht, hat Regisseur Fred F. Sears schon ein Jahr vorher bewiesen, wo er mit Earth vs. the Flying Saucers einen grundsoliden Genrebeitrag abgeliefert hat, inkl. der F/X des einzigartigen Ray Harryhausen. Jener war auch bei The Giant Claw im Gespräch, doch ohne Moos nix los und am Ende wurde nichts aus Stop Motion-Effekten und dafür gab es diese mexikanische Vogelmarionette, deren bizarres Aussehen – Irokesenschnitt, absurde Proportionen uvm. – Lachanfälle auslöst, sobald sie auf der Leinwand auftaucht. Letzteres dürften die Macher geahnt haben, deshalb muss man auch knapp eine halbe Stunde auf den Auftritt warten. Doch damit nicht genug, glänzt der Film weiterhin mit lächerlichen Rückprojektionsaufnahmen und exzessivem Einsatz von Stock Footage – u.a. auch aus Earth vs. the Flying Saucers und vielen weiteren ähnlich gelagerten Genrebeiträgen – sodass es zu atemberaubenden Kontinuitätspannen kommt, die die unfreiwillige Komik fördern. Kombiniert mit der Tatsache, dass Cast & Crew die Story an sich trocken und ernst vortragen – der Off-Kommentator gibt sich die größte Mühe – ist die Gaudi komplett. Dabei spielen Jeff Morrow und Mara Corday gar nicht so übel und speziell die Szenen, in denen sie sich Oneliner an den Kopf werfen dürfen, können überzeugen und bieten (gewollt) humoristische Züge. Davon bleibt aber wenig in Erinnerung, thront doch über Allem das mexikanische Antimaterie-Gummihühnchen und wenn man dann auch noch liest, dass weder die Plakatgrafiker noch die Schauspieler das „Monster“ vor der eigentlichen Premiere gesehen haben, bekommt man einen ganz guten Eindruck, wie in so manch B-Schmiede wohl gearbeitet wurde. Andererseits wäre der Film wohl komplett in der Anonymität der Masse verschwunden, wenn er nicht so wunderbar schlecht gemacht wäre. Also doch ein cleverer Schachzug von Sam Katzman und seinem Team? Rein objektiv betrachtet bleibt am Ende nur ein recht vernichtendes Urteil übrig und so bekommt dieses skurrile Marionettenkuddelmuddel noch knapp 3 Punkte, während er sich unter Trashgesichtspunkten sicherlich volle 10 Zähler gesichert hat.

1 Kommentar:

Fynn hat gesagt…

Einfach nur noch herrlich ! So ein Film dürfte einfach in keiner (!)Filmsammlung eines jeden echten Trash Filmfans fehlen, denn der ist mit "Astro Zombies" die ABSOLUTE Krönung !