Auch in den USA brach nach dem Zweiten Weltkrieg formell eine Zeit des Friedens und der Zufriedenheit an. Die Achsenmächte waren besiegt und das Land ging wirtschaftlich gestärkt und sozialpolitisch revolutioniert aus dem Krieg hervor, während der Eiserne Vorhang und der Kalte Krieg noch in ihrer Testphase steckten. Doch auch jenseits des großen Teichs war nicht alles Gold was glänzt und speziell die heimkehrenden Veterane und die amerikanische Jugend konnten sich nur schwerlich in jene (neue) Gesellschaft einordnen und suchten Ventile, um sich Luft zu verschaffen. László Benedeks The Wild One spielt in dieser Zeit und erzählt, lose basierend auf einem wahren Vorfall, von einigen dieser Suchenden, die sich zu einem Motorradclub zusammen- geschlossen haben, um als Black Rebels Motorcycle Club durch die Lande zu ziehen.
Nachdem die B.R.M.C.s unter Führung ihres Kopfes Johnny (Marlon Brando) kurzerhand ein offizielles Motorradrennen gestört haben und des Platzes verwiesen werden - natürlich nicht ohne ein kleines Souvenir in Form eines geklauten Pokals - stranden sie in Wrightsville, einem kleinen kalifornischen Kaff. Nach einem kleineren Unfall beschließt man, auch auf Drängen einiger Einwohner, erst einmal in der Stadt zu bleiben, damit das verletzte Clubmitglied verarztet werden kann. Während der örtliche Barkeeper das Geschäft seines Lebens macht, findet Johnny Interesse an der schönen Kathie (Mary Murphy), die zu allem Überfluss die Tochter des Dorfsheriffs ist, was bei Johnny wiederum auf wenige Gegenliebe stößt. Die allgemeine Situation ist zwar ausgelassen aber friedlich. Das ändert sich, als mit den Beetles eine weitere Bikergang in der Stadt ankommt. Deren Anführer Chino (Lee Marvin) und Johnny sind alte Bekannte und teilen daher auch handfeste Freundschaftsbekundungen aus. Als Chino jedoch mit einem Bewohner aneinandergerät und ins Gefängnis wandert, sind die Differenzen vergessen und die Situation droht zu eskalieren, zumal nun auch die Dörfler genug vom lautstarken Besuch haben und wenig später zur Selbstjustiz greifen.
Auch wenn der Film, wie eingangs schon erwähnt, auf einer wahren Begebenheit beruht, wurde die Geschichte für den Film natürlich weitaus drastischer dargestellt, als sie sich wirklich zugetragen hat. Dies ändert aber gar nichts an der eigentlichen Aussage von The Wild One, stehen doch hier Menschen im Vordergrund, die ihren Platz im Nachkriegsamerika nicht gefunden haben und auch noch auf der Suche nach ihrer Identität sind. Bezeichnend dafür ist Johnnys Antwort auf die Frage: "What're you rebelling against, Johnny?" - "Whaddya got?". Damit trifft der Film, der von seiner Art und Thematik her schon fast unamerikanisch zu sein scheint, jedoch den Zeitgeist, ein Phänomen, was auch für den Film Noir gilt. Schade ist übrigens, dass die amerikanischen Zensoren stellenweise gar nicht so einverstanden waren mit der Darstellung des braven Bürgers aber nichtsdestotrotz ist eine gewisse Ambivalenz in der allgemeinen Aussage des Films auch so noch spürbar. Passend zur Thematik wurde The Wild One auch in Schwarweiß gedreht und speziell hier merkt man, dass Benedeks Wurzeln beim Deutschen Expressionismus anzusiedeln sind und so hat er einige bemerkenswerte Einstellungen geschaffen. Der Film war übrigens auch für Marlon Brando bedeutend, hinterließ sein Auftritt als Johnny doch bleibenden Einfluss in der Popkultur. Wer kennt denn nicht das Bild von ihm mit Lederjacke, Schiebermütze und Motorrad? Sicherlich bietet der Film, speziell aus heutiger Sicht, einige unfreiwillig komische Szenen, wenn zu sehr übertrieben wurde aber das sind nur Kleinigkeiten, die das Vergnügen kaum schmälern. 08/10
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