Bevor Horst "Derrick" Tappert in seine Paraderolle als Fernsehinspektor schlüpfen durfte, wurde er auch kurzfristig durch die deutschen Lichtspielhäuser gereicht, wobei speziell seine Rollenauswahl während der 70er Jahre so einige richtige Heuler beinhaltet. Gleich dreimal startete er zusammen mit dem berüchtigten spanischen Regisseur Jesus "Jess" Franco einen Angriff auf den guten Geschmack.Eine dieser Knüller-Kooperationen ist Der Todesrächer von Soho, basierend auf einer Story von Bryan Edgar Wallace. Während Vatis Stories zehn Jahre zuvor oftmals noch im stimmigen Schwarzweiß auf die Leinwand gebannt wurden, griff man nun auf europäische Regisseure zurück und brachte Farbe ins Spiel, um das Gefühl der 70er abzulichten und den Nerv der Zeit zu treffen. Per se kein Problem, haben doch die Italiener bewiesen, wie man ähnliche Stories schick verpackt als "Giallo" präsentieren kann. Auch dort ist die Hauptgeschichte meist nicht der große Wurf, wenngleich man beim Todesrächer komplett ins Klo gegriffen hat. Dreht sich anfangs noch alles um einen mysteriösen Messermörder, der seinen Opfern freundlicherweise vorher den Koffer als Erkennungszeichen packt, schwenkt man später zu einer Megadroge, verschollenen FBI-Undercoveragenten und anderem Gedöns, um dann kurz vor Toreschluss die Stories doch noch zu vereinen. Das klingt nicht nur holprig, es ist auch so und trotz 75 Minuten Laufzeit zieht sich die Chose auch ordentlich. Richtig knuffig ist aber die stümperhafte Inszenierung. Irgendwo in der spanischen Pampa gedreht, verkauft man das Ganze als einen in London spielenden Film und aus der britischen Metropole stammen höchstens die Archivaufnahmen zu Beginn.
Sonst beschränkt man sich fast nur auf Innenaufnahmen, die auch nur in 3-4 Sets spielen, welche sich abwechseln. Streut man dann echte Außenaufnahmen ein, denkt man meist, man müsse die Optik neu justieren, so eklig ist der Weichzeichner und so ganz kann man den Eindruck nicht verlieren, die Linse war einfach nur dreckig. Tag-Nacht-Ungleiche, südeuropäische Vegetation im vermeintlichen England und Autos, die stur rechts fahren, komplettieren den Schenkelklopfercharakter. Dazu darf Franco nicht einmal in den Sleazebottich greifen und damit es trotzdem etwas fürs Auge gibt, spielt er mit allerlei unkonventionellen Kameraeinstellungen, die dem Ganzen einen prätentiösen Touch geben sollen und fürwahr, manch Außeneinstellung sieht dank Extremweichzeichner und vollkommener Statistenarmut surreal aus. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Film vollkommen Meschugge ist und so vor allem Trash- und extreme EuroKult-Fans anspricht. Der Rest stößt dürfte an seine Grenzen stoßen: 1,5/10. Insofern sollte man schon Angst vor dem Todesrächer aus Soho haben.
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1 Kommentar:
Wenn man bedenkt, dass er sechs Jahre vorher noch als Gentleman zur Kasse bat, fragt man sich, weshalb er nicht gleich beim Fernsehen bleiben konnte. Nun ja: Friede seiner Asche! Mag Inspektor Harry Klein nun den Autoschlüssel gefunden haben oder nicht...
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