Montag, November 16, 2009

Über den Dächern von Nizza


Was soll man noch groß über Alfred Hitchcock verlieren? Selbst Leute, die mit Filmen so gar nichts am Hut haben, kennen seinen Namen und die Filmwelt als solche liegt ihm sowieso zu Füßen. In mehr als 50 Jahren schuf er zahllose zeitlose Klassiker, die heutige Filmemacher nachhaltig geprägt haben und doch erhielt er zu Lebzeiten für sein Schaffen nie einen Oscar aber damit ist er ja in berühmter Gesellschaft. Als Meister der Suspense wird er oftmals gehandelt, doch mit dieser Paraphrase wird man seinem Talent bei weitem nicht gerecht, besaß Hitchcock doch einen ausgeprägten Sinn für Humor, welcher sich selbst in jenen Filmen widerspiegelte, in denen das Blut der Zuschauer vor Schaudern gefrof. Ein schönes Beispiel für seine Wandlungsfähigkeit ist sicherlich To Catch a Thief.

In diesem 1955 veröffentlichten Film, verschlägt es den Zuschauer an Frankreich Sonnenküste Côte d’Azur, wo ein meisterhafter Juwelendieb die High Society in Atem hält. Der Verdacht fällt schnell auf John Robie (Cary Grant), ehemals ebenfalls berüchtigter Langfinger, der jetzt seinen Lebensabend genießt, von der Polizei aber nicht in Ruhe gelassen wird. Deshalb entschließt er sich, den Nachahmer auf eigene Faust zu schnappen, um so seine Unschuld zu beweisen. Robie wendet sich also an den Versicherungsagenten H.H. Hughson (John Williams), um von diesem eine Liste seiner reichen Klienten zu erhalten. Dort wird u.a. auch das Mutter-Tochter-Gespann der Familie Stevens aufgeführt, an deren Fersen sich Robie heftet und schon bald anbandelt. Doch die Tochter, Francie (Grace Kelly), scheint ein ganz eigenes Spiel mit Robie zu spielen und am Ende kommt sowieso immer alles anders, als man eingangs noch geplant hat.


Was braucht es eigentlich mehr als eine wundervolle Location und zwei bildhübsche Schauspieler, um das Publikum zu begeistern? Vor dem Panorama der azurblauen Küste laufen hier Grant und Kelly zur Höchstform auf und spielen sich in die Herzen der Zuschauer. Dabei verkommt der Plot fast zur Nebensache und fürwahr ist die Geschichte vielleicht nicht ganz so ausgefuchst wie in anderen Hitchcock-Filmen, verrichtet aber trotzdem vorzügliche Dienste und wartet auf der einen Seite mit tollen Screwball-Elementen und pfiffigen Dialogen auf, um auf der anderen Seite ein wenig Suspense und Action zu bieten. Die Kombination dieser Zutaten macht die unbeschwerte Leichtigkeit des Films aus und über allem thront die Hand des Meisters. Allein der Wechsel von den Opening Credits zum Film an sich ist ein Geniestreich und ein Beweis für Hitchcocks ausgeprägten Humorsinn. Auch in technischer Hinsicht lies man sich nicht lumpen, mietete einen Helikopter, um so die spektakuläre Verfolgungsjagd im Hinterland zu ziehen. Doch all diese Elemente werden von dem Zusammenspiel der Protagonisten überstrahlt: Cary Grant mit seiner schlichten Eleganz und ihm gegenüber die hinreißende Grace Kelly. Zusammen brillieren sie in wunderbar unterhaltsamen Szenen und geben sich genial doppeldeutigen Dialogen hin, die der amerikanischen Zensurbehörde so manch Schweißperle auf die Stirn zauberte. Und als I-Tüpfelchen spielt das Alles vor diesem Panorama. Wie schon gesagt. Was will man mehr für einen vergnüglichen Filmabend? 08/10

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