Sonntag, April 11, 2010

Die Zeit nach Mitternacht


Selbst so bekannte Regisseure wie Martin Scorsese haben Arbeiten in ihrer Filmographie, die in Vergessenheit geraten sind, weil sie im Schatten bekannterer Werke stehen bzw. fast nie im Fernsehen gezeigt werden. Die Zeit nach Mitternacht ist solch ein Beitrag, der zu Unrecht ein Schattendasein fristet. Gedreht wurde er Mitte der 80er, einer Zeit, in der Scorsese seinen genialen Frühwerken hinterher zu laufen schien - zumindest wenn es um die Gunst der Kritiken ging. Dabei ist After Hours, so der Originaltitel, kein Film, der sich verstecken muss. In dieser schwarzen Komödie wird eine Nacht im Leben des Computerspezialisten Paul Hackett (Griffin Dunne) beleuchtet, die er und die Zuschauer so schnell nicht wieder vergessen werden. Dabei hat sie so schön angefangen, hat doch Hackett die Bekanntschaft der schönen Marcy (Rosanna Arquette) gemacht, die ihm auch prompt ihre Telefonnummer hinterlassen hat. Ein erstes Date ist schnell arrangiert, doch recht flott merkt Paul, dass Marcy ein paar ernste Probleme zu haben scheint und auch Marcys Mitbewohnerin Kiki macht einen durchaus skurrilen Eindruck. Also lässt Paul sein Date sitzen und möchte nur noch nach Hause, womit seine Odyssee im nächtlichen New York beginnt. Dass er nämlich nicht so schnell sein Heim erreichen wird, dafür sorgen ganz andere Gestalten der Nacht. Durchaus surrealistisch präsentiert sich jene schwarze Komödie, die gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an die Stadt New York samt ihrer nächtlichen Bewohner darstellt. Dabei schafft es Scorsese spielerisch, die Spannung aufrecht zu halten und als Zuschauer leidet man förmlich mit, wenn sich Paul immer weiter von seinem Ziel, seinem Heim, entfernt und von einer haarsträubenden Situation zur nächsten gerät. Paranoia ist omnipräsent. Eingefangen wurde das Ganze von Michael Ballhaus Kamera, der sein komplettes Repertoire zeigen darf und so wunderschöne Bilder dieses nächtlichen Alptraums auf die Leinwand bannt. Man muss diese Achterbahnfahrt gesehen haben, um nachvollziehen zu können, was für ein großer Wurf hier eigentlich gelungen ist und hat man den Film einmal gesehen, ist man seinem Bann schutzlos ausgeliefert und möchte wieder eintauchen in Die Zeit nach Mitternacht: 09/10.

3 Kommentare:

Manuel hat gesagt…

Was für eine DVD-Veröffentlichung empfiehlst du bei dem Film?

Bella Adilah hat gesagt…

blogwalking

Frankies Filmecke hat gesagt…

Hi Manuel,

ich besitze die US-DVD, wobei die von den Daten her identisch mit der dt. Scheibe ist (Tonspuren mal ausgeklammert), sodass man ruhig zur dt. Warner-Scheibe greifen kann.