Sonntag, Januar 31, 2010

Lohn der Angst

Das menschliche Verhalten in Extremsituationen wurde schon oft in Filmen thematisiert aber nur wenige haben auch nur annähernd die Klasse eines Lohn der Angst, der 1953 in die europäischen Kinos kam und bis heute wohl das bekannteste Werk des französischen Regisseurs Henri-Georges Clouzot ist. Der selbst unter widrigen Bedingungen gedrehte Film vereint dabei Elemente des Film Noir und des europäischen Kinos der Nachkriegszeit, ist Charakterstudie und Abenteuerthriller zugleich und ebnete sicherlich den Weg für das Actionkino, so wie wir es heute kennen.

Der Film spielt dabei in der südamerikanischen Einöde, in einem kleinen Dorf mitten im Nirgendwo, welches von diversen gescheiterten Existenzen bevölkert wird, deren eine Hoffnung sie alle verbindet: endlich den Absprung aus diesem Nest zu schaffen. Darunter befinden sich auch Mario (Yves Montand), den man schon ein wenig als Sunnyboy titulieren kann, der Deutsche Bimba (Peter van Eyck) und der Italiener (Folco Lulli). Wenig später strandet auch noch der ältere Jo (Charles Vanel) in dem Ort. Früher einmal eine große Nummer, lebt er noch immer von seinem Namen. Die Vier sind es auch, die kurz darauf einen Job bei hiesigen Ölfirma annehmen, der ihnen endlich Reichtum und ein Ticket nach Hause verspricht. Die Sache hat nur einen Haken: Sie müssen als Himmelfahrtskommando zwei LKW-Ladungen Nitroglyzerin zu einem 300km entfernten Bohrfeld schaffen, damit dort ein Brand gelöscht werden kann. Schon nach wenigen Metern macht sich die Angst bei den ersten Besatzungsmitgliedern breit und es liegen noch hunderte Kilometer vor ihnen...

Um die einzelnen Charaktere besser zu verstehen, sich mit ihnen identifizieren zu können, nimmt sich Regisseur Clouzot fast eine Stunde Zeit, um sie vorzustellen und der Zuschauer bekommt ein detailliertes Bild ihrer aktuellen Lebenssituation, bevor jenes Porträt schon wenig später demontiert wird, wenn sie dem Druck der Anspannung und der Angst ausgesetzt sind, der während des Transports omnipräsent ist. Man merkt schnell, welches Verhalten bisher nur Fassade war, doch all diese Rekationen der Charaktäre wären nicht nachvollziehbar, wenn jenes Angstgefühl, welches sie umgibt, nicht auch zum Zuschauer transportiert werden würde und hier zeigt sich Clouzots genialer Inszenierungssinn, wenn die LKWs über buckelige Pisten rumpeln, an tiefen Abgründen vorbeirollen und man nie weiß, was sich hinter den nächsten Kurve verbergen wird. So leidet man als Zuschauer förmlich mit und so muss Film auch sein. Eine tour de force par excellence. 9,5/10

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