Wo hört die Realität auf und wann fängt die Fiktion an? Dies ist das zentrale Thema in Michelangelo Antonionis wohl bekanntestem Film Blow Up und es ist im Grunde mit einem Augenzwinkern zu betrachten, dass der Maestro sich des fiktionalen Mediums des Spielfilms bemüht, um sich mit dem Thema auseinander zu setzen und das Publikum an der Nase herum zu führen. Traue niemals deinen Augen, das ist besonders bei diesem Film wichtig, denn diese filmische Antithese zum bestehenden Establishment geizt vielleicht mit tiefgründigen Dialogen aber nicht mit atemberaubenden Bildern: Grelle Farben, gekonnte Kamerawinkel und eine omnipräsente Erotik ziehen sich durch den Film wie an einem roten Faden und mittendrin ist nicht nur der Zuschauer, sondern auch der Protagonist des Filmes. Thomas (David Hemmings) ist ein bekannter Fotograf, der, wenn er nicht gerade hübsche Models in knappen Kleidern fotografiert oder Groupies abwimmelt, durch London streift, um Motive für seinen Bildband zu sammeln. In einem Park scheint er den perfekten Abschluss für seine Arbeit gefunden zu haben: Es ist ein Pärchen, welches er aus der Ferne beobachtet und ablichtet. Als er jedoch die Bilder entwickelt, entdeckt er einige Ungereimheiten und je mehr er forscht, desto stärker verdichten sich seine Vermutungen, man könne einen Mord auf den Bildern erkennen. Doch als er seinem Verleger die Geschichte erzählen will, sind alle Bilder verschwunden. Ebenso die Leiche, die er noch einen Abend davor leibhaftig gesehen haben will...
Sich mit Antonioni einzulassen bedeutet auch, sich mit einer Art Kino konfrontiert zu sehen, wie es sie heutzutage nicht mehr gibt. Bilder erzählen den Film, die Kamera ist behebe und ein Gefühl von Dynamik mag so gar nicht aufkommen. Da hilft auch der zeitgenössische Soundtrack von Herbie Hancock und den Yardbirds nicht viel, auch wenn sie den gezeigten Bildern die nötige Authentizität geben. Der Film evoziert seine Spannung viel mehr aus der Geschichte selbst, die aber auch erst einmal ins Rollen geraten muss und den ein oder anderen Zuschauer am Ende vermutlich fragend zurücklässt. Eine weitere Auseinandersetzung mit der Thematik ist, selbst wenn man das Ganze durchschaut hat, trotzdem unabdinglich, denn dann kann man die Bildsprache in seinen ganzen Zügen genießen und kann Antonionis geniale Bildkompositionen besser würdigen. 08/10 und vielleicht wirkt der Film bei einem weiteren Schauen wieder ganz anders.
Samstag, November 08, 2008
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