Nicht viele kontemporäre deutsche Regisseure genießen auch im Ausland einen so guten Ruf, wie ihn Wim Wenders inne hat. Dafür verantwortlich ist unter anderem auch sein Film
Der amerikanische Freund, der ihn auch jenseits des Atlantiks populär gemacht hat.
Vorlage für diesen interessanten und durchaus atypischen Krimi ist Patricia Highsmiths Roman
Ripley's Game. So wird der deutsche Rahmenmacher Jonathan Zimmermann (Bruno Ganz) Opfer eines teuflischen Spiels und gerät zwischen die Fronten der Mafia. Der an Leukämie erkrankte Zimmermann führt den Umständen entsprechend ein normales Leben, bis er die Bekanntschaft des zweilichtigen Tom Ripley (Dennis Hopper) macht. Schon kurz nach dem ersten Aufeinandertreffen wird das Gerücht gestreut, dass Zimmermanns Zustand in Wahrheit wesentlich kritischer sei. Doch damit nicht genug, betritt noch eine weitere undurchsichtige Figur das Spielfeld: der Franzose Raoul Minot. Dieser macht Zimmermann das Angebot, im Falle seines Todes seine Familie finanziell abzusichern, wenn Zimmermann im Gegenzug mehrere Mafiamitglieder umbringt. Aufgrund seiner scheinbar ausweglosen Situation, willigt Jonathan ein. Tom Ripley, der das gesamte Spiel eingefädelt hat und der sich nur an Zimmermann rächen will, bekommt jedoch Zweifel und unterstützt sein einstiges Opfer bei der zweiten Tat. Wenders geht bei der Inszenierung einen teils unorthodoxen Weg. Im Vergleich zu Genrekollegen gibt es wenig dynamische Szenen und Actionsequenzen. Es wird sich hier viel mehr mit der Psyche der einzelnen Akteure beschäftigt und so ist es vor allem Bruno Ganz Spiel, welches den Film auszeichnet. Es ist intensiv, größtenteils zurückhaltend, um dann in den entscheidenden Momenten explosionsartig zum Vorschein zu kommen.
Leider verbaut sich Wenders aber durch seine langsame Narration die Möglichkeit, die Spannung auf einem konstanten Level zu halten. So ist entstehen aufgrund der langen Laufzeit leider unschöne Nebenprodukte in Form von gestreckt wirkenden Szenen, die den Zuschauer teilweise herausfordern. Auch wurde meines Erachtens die Person des Tom Ripley nicht entscheidend genug ausgeformt, sodass manche seiner Charaktereigenschaften bzw. Aktionen im Film, den Zuschauer ein Rätsel sind: seine selbstzweiflerischen Tonbandaufnahmen. Vielleicht ist es genau Wenders Intention gewesen, dies so mysterienhaft zu belassen aber meinen Geschmack trifft es nicht ganz. Auch ist der Subplot um den untergetauchten Maler recht stiefmütterlich behandelt worden. Da hilft dann auch die geniale, imaginative Kameraarbeit nicht sehr weiter. Vielleicht wird der Film bei einer zweiten Betrachtung fassbarer und entfaltet mehr seiner Magie. Bis dahin kann ich diesem interessanten Krimi/Neo-Noir-Hybriden nur 07/10 Punkten geben.
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