Samstag, Oktober 18, 2008
Das Experiment
Der deutsche Film und ich; man könnte es auch eine Trägodie in mehreren Akten nennen, denn so sehr ich mich auch bemühe, nur selten können mich "unsere" Produktionen überzeugen. Es mag vielleicht daran liegen, dass ich durch die Codes der Hollywoodfilme "versaut" wurde oder aber vielleicht an anderen Gründen. Das Experiment von Oliver 'Der Untergang' Hirschbiegel ist da also kein Einzelfall, wenngleich die Prämisse hier wirklich gut war. Die Story, zumindest in groben Zügen basierend auf einem realen Vorfall, handelt von einem Experiment, bei dem 24 Personen zwei Wochen lang in einem Gefängnis sitzen sollen, jeweils aufgeteilt in Wärter und Gefangene. Unter ihnen ist auch Tarek (Moritz Bleibtreu), seines Zeichens Taxifahrer/investigativer Journalist, der das Ganze heimlich beobachten will und gleichzeitig mit seinem provokativem Verhalten für Zündstoff im Versuchsknast sorgt. Schon bald beginnen die Wärter damit, ihre Macht auszunutzen und das ganze Experiment gerät vollkommen außer Kontrolle. Bis zu einem gewissen Punkt weiß der Film sogar mit Abstrichen zu gefallen, was vor allem daran liegt, dass hier stückweise und behutsam jene Szenerie aufgebaut wird, die beschreibt, was passiert, wenn Personen in ein ungleiches Machtgefüge gesteckt werden. Es sind hier besonders nuancenhafte Veränderungen auf der Wärterseite, die hier, zurecht auch in Kritiken gelobt, von den jeweiligen Schauspielern überaus glaubhaft vermittelt werden. Peu a peu baut sich ein Szenario auf, welches zu explodieren droht und in diesen Momenten ist die Geschichte dicht und atmosphärisch. Doch schon von Beginn an trägt der Film ein großes Manko mit sich, welches mit fortlaufender Spielzeit zu einem gemeinen Krebsgeschwür mutiert: Die Rede ist hier von der Liebelei zwischen Tarek und einer Fremden, die sich in der Exposition ganz zufällig treffen und fortan fliegt der Film in Parallelmontagen immer wieder zwischen Knast und Flashbacks/aktuellem Liebesgedöns umher und wälzt dies so penetrant aus, dass man dem Drehbuchautor hier auf die Finger hätte schlagen müssen. Absurd wird das Ganze dann im Finale, wo sie, deus ex machina gleich, den Konflikt löst und so das wacklige Skriptkonzept perfekt unterstreicht. Auch im Film genehmigt sich das Buch einige heftige Fauxpas in Sachen Logik und Kontinuität, um dann gen Ende den Film schließlich zu dem mutieren zu lassen, was vielen Hollywoodwerken vorgeworfen wird: zu einer puren Actionorgie, die mit grafischer Gewalt und viel Dynamik mit der ersten Hälfte bricht und Das Experiment schlußendlich mit einem faden Beigeschmack enden lässt. Es wäre wohl besser gewesen, sich rein an die Fakten zu halten und nicht einen Roman als Vorlage zu nehmen. 06/10
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