Kult ist, was Du draus machst. Oftmals schlummern reichlich obskure Filme jahrelang in den Videoarchiven enthu
siastischer Sammler und warten seit ihrem damaligen Release, auch von anderen Menschen entdeckt zu werden. Manchmal aber nur manchmal finden sie ihren Weg in das normale TV-Programm. So geschehen bei diesem italienischen Exponat aus den frühen 70er Jahren, einem Gothic-Horrorfilm, der sich ganz in der Tradition der klassischen Frankenstein-Filme der Universal Studios versteht. Gut, hier geht der Anspruch etwas zu weit, kommt das Gezeigte nie an die Klasse dieser Genreurgesteine heran. Nichtsdestotrotz bietet der Film dem Liebhaber des italienischen Kinos durchaus vergnügliche Minuten, sieht man einfach mal von dem typischem Dilettantismus, die diese Art von Film in Kombination mit dem Produktionsland einfach mit sich bringt, ab. Die Grundzüge der klassischen Frankenstein-Geschichte bleiben erhalten und so arbeitet Dr. Frankenstein, der hier von dem Amerikaner Joseph Cotton verkörpert wird, an seinem "Monster", um Ruhm, Reichtum und Anerkennung zu erlangen. Ähnliches hat auch das liebe Töchterlein Tania im Sinn, die frisch mit Uni-Abschluss ins heimische Schloß zurückkehrt. Wie wir alle wissen, geht das ganze Experiment etwas schief und das Monster macht sich selbstständig, nicht ohne vorher seinen Schöpfer um die Ecke zu bringen. Fortan zieht es durch die Lande und bringt meist leicht bis gar nicht bekleidete Frauen (die Italiener verstehen eben, wie ein Opfer auszusehen hat) um. Doch anstelle dem Treiben des Frankenstein Monster zu folgen, fokussiert der Film nun auf Tania, die ihrerseits zuerst ein Rächermonster erschaffen will aber von ihrem Plan absinnt - warum das so ist' jenes wird der Zuschauer nie erfahren, hat man hier beim Drehbuchschreiben wohl versäumt, die entsprechenden Passagen zu schreiben - und
dagegen lieber den perfekten Liebhaber bauen möchte. Zum Glück ist der Assistent ihres Vaters so in sie verschossen, dass er einwilligt. Das Problem ist nur, dass er zwar was im Kopf hat, dafür aber nicht mit Schönheit gesegnet wurde. So muss ein Stallbursche als Hülle herhalten, bei dem Gott die Gaben genau andersherum verteilt hat. Zwischendurch taucht immer mal wieder das Monster auf, die Polizei, die das Monster jagt und Herbert Fux, der sympathisch unsympathische Gauner und Leichenschänder. Der geneigte Leser dürfte sich aktuell am Kopf kratzen, angesichts der Fülle dieser ganzen Fakten und ihm sei versichert, das ist noch nicht alles. Zum Finale gehts hoch her. Manches wird zwar nie erklärt aber für Action, Sex und etwas Gore ist gesorgt. Nagut, das Drehbuch ist eher pfui, verzettelt sich am Ende immer mehr und dient auch mehr als grobes Gerüst für das ganze Kultige drumherum. Das beginnt schon beim Set: Einem wunderbar düsteren Schloß, dem knuffigen Production Design und den echt heißen Schauspielern. Herbert Fux, der braucht gar nicht viel machen und einfach nur in die Kamera gucken. Da sagen Bilder wahrlich mehr als tausend Wort. Dazu Rosalba Neri als knackige Tochter vom ollen Frankenstein, die natürlich auch nicht mit nackter Haut geizt und der gute Joseph Cotton, der sich vielleicht gefragt haben wird, wo er hier gelandet ist. Ja, so war das damals in der lustigen Filmzeit der 70er. Wer ein Faible für diese andere Art Film hat, der sollte sich mit Lady Frankenstein ruhig auseinandersetzen. Der Rest dürfte damit eher weniger anfangen können. Ich mags. 06/10.
1 Kommentar:
Meinen Geschmack hat der Film nicht ganz getroffen, aber Herbert Fux war wirklich klasse. Diese diabolische Grinsen ist einmalig.
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