Mittwoch, August 06, 2008

Emanuela


Soso, das ist er also nun: Einer dieser Skandalfilme der 70er Jahre, der anno dazumal nur stark gekürzt in den deutschen Lichtspielhäusern gelaufen ist. Nachzuvollziehen ist es schon, denn in Emanuela wird offen mit der Lust und Liebe umgegangen, doch stimmt der Werbeslogan, dass es sich hierbei um eine erotische Film-Sensation handelt? Die Story an sich ist jedenfalls alles andere als sensationell: Emanuela ist jung, hübsch und bisweilen gelangweilt. Aus ihrer Lethargie wird sie dadurch befreit, dass sie ihren Mann, einen Diplomaten, nach Thailand begleitet. Schon auf dem Weg dorthin gerät sie in sexuelle Abenteuer, die sich in dem fernen asiatischen Land nur noch verstärken. Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich die literarische Vorlage nicht kenne und etwaige Vergleiche zwischen Adaption und Roman nicht ziehen kann, nichtsdestotrotz habe ich ein recht zwiespältiges Bild von Just Jaeckins Filmversion gewonnen. Primär fällt dem Zuschauer die Offenheit auf, mit der hier sexuelle Themen angesprochen werden und das ganze Szenario wirkt auch angesichts der sehr speziellen Charaktere recht surreal, eher träumerisch. Im krassen Gegensatz zu den recht malerischen Szenen Thailands stehen jedoch Bilder aus den Slums, Sexclubs und anderen zwielichtigen Ecken des Landes, welche nur schwerlich in das Gesamtbild passen und wie illusterer Anhang missbraucht werden, der einfach dazugehört. Auch wenn die Propagierung von einem anderen Umgang mit der Sexualität und der Erotik nicht zu übersehen ist, wirkt das Gezeigte jedoch eher pseudo-intelligent und pseudo-philosophisch und Jaeckin muss sich den Vorwurf gefallen lassen, teilweise recht exploitativ an die Sachen herangegangen zu sein. Man mag mir an dieser Stelle vielleicht Kleingeistigkeit vorwerfen lassen aber besonders zum Ende hin erscheinen die schier endlosen "hochintellektuellen" Ausschweife mehr als Erklärung für das zu dienen, was danach gezeigt wird. Zusammen mit der wenig zufriedenstellenden Inszenierung, wird doch die Narration stellenweise abrupt unterbrochen, ergibt sich so ein gewollt prätentiöses Gesamtbild, welches sich nicht mehr abschütteln lässt. Im Gegensatz zu manch anderem Regisseur der Zeit, der offen zugegeben hat, welchen Markt er abdecken möchte, versteckt sich Emanuela hinter einer künstlerischen Hülle, deren wahres Antlitz nur allzu oft entblößt wird. 04/10

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