Sonntag, Juni 03, 2007

Menschenfeind


Man kann Gaspar Noé durchaus als Enfant terrible des französischen Films bezeichnen, gelten seine Werke doch als wesentlich kompromissloser und unangenehmer als die seiner Kollegen. Mit Menschenfeind, im Original Seul Contre Tous, gibt er sein Spielfilmdebut, benutzt aber dafür bekannte Personen aus einem seiner Kurzfilme: Der Schlachter (Philippe Nahon) aus Carne. Es ist die Vorgeschichte zu dem, was im Folgenden auf den Zuschauer losgelassen wird: Eine eineinhalbstündige Odyssee, gleichermaßen fürs Publikum und die Titelfigur. Wer bis jetzt noch nicht erlebt hat, dass Kino grausam sein kann, der sollte sich einmal diesen Film angucken. Von Beginn an werden wir in die selbstzerstörerischen Gedankengänge des Protagonisten eingeweiht, die harte, direkte Wortwahl lässt einem die Nackenhaare hochstehen. Die Aggressivität spiegelt sich in einer solchen Omnipräsenz wieder, dass sie schon fast eine Sogwirkung erzeugt. Mittendrin der Schlachter. Alles verloren, begibt er sich auf die Suche nach seiner einzigen Liebe, seiner Tochter. Die Tristesse und das Unwohlsein werden dabei noch weiter durch die jeweiligen Handlungsorte verstärkt: schäbige Großstadtgegenden, voller karger Häuser. Kein bisschen Natur, nur leere Straßen und Wege, die schier endlos erscheinen. Da trifft der Originaltitel den Nagel auf den Kopf: Allein gegen alle. Doch damit nicht genug, wendet Noé noch psychologische Tricks an, um uns das Sehvergnügen schwer zu machen, denn in unregelmäßiger Reihenfolge lässt er Zwischentitel einblenden. Spontan und in Kombination mit dumpfen Klängen. Sie dienen als Warnung für das, was da kommen mag. Wahrlich kein Film für Zwischendurch. 08/10

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