Samstag, Dezember 09, 2006

Perfect World


Ironischer könnte ein Filmtitel kaum sein. Dies dürfte wahrscheinlich die einhellige Meinung all jener sein, die sich Eastwoods nächste Regiearbeit nach seinem Oscarerfolg "Unvorgiven" zu Gemüte geführt haben. Die perfekte Welt wird ad absurdum geführt, scheint doch das einzig perfekte in diesem Film die Beziehung von Butch (Kevin Costner), einem entflohenem Sträfling, zu seinem Entführungsopfer Buzz (T.J. Lowther), einem neunjährigen Jungen, zu sein. Mehr als väterlich und rührend kümmert sich Butch um das Wohl des Kindes und beide lernen von einander. Während dieses eigentlich perverse Verhältnis von Eastwood mehr als harmonisch in Szene gesetzt wird, erscheint die reale Welt mehr als verkommen. Eltern schlagen ihre Kinder, Frauen betrügen ihre Männer und das Amerika der 60iger Jahre, spielt der Film sozusagen am Vorabend von Kennedys Ermordung in Dallas, entpuppt sich als alles andere als perfekt. So ist "A Perfect World" nicht nur eine Abrechnung mit dem Mythos der heilen Welt der 60iger Jahre, sondern auch eine Anklage an die Gesellschaft, deren beider Opfer zuerst unfreiwillig zusammengeführt werden und ihre Reise dann gemeinsam fortsetzen. Konsequent verfolgt Eastwood die Geschichte bis zum Ende, welches überaus sentimental umgesetzt wurde und zum Verlust von Augenflüssigkeit führen könnte, da es nun einmal nicht diese perfekte Welt, in der Butch und Buzz aufeinander getroffen sind. In weiteren Nebenrollen glänzt übrigens der Regisseur selbst, der sich bei der Inszenierung keine Blöße gibt, das Ganze mehr als ruhig angeht und so den Charakteren genug Zeit und Platz zum Entfalten gibt, als alter, erfahrener Marshall, dessen Wandel am Ende des Filmes für die Protagonisten leider zu spät kommt, sowie Laura Dern, die hier den Part der intelligenten und weitblickenden Psychologin Sally Gerber übernimmt, die von ihren männlichen Kollegen eher als Lustobjekt, denn gleichrangige Partnerin angesehen wird... Hätte man nur früher auf sie gehört und so prangert Eastwood hier gleich den nächsten Punkt an... A Perfect World, eine Utopie? Eine Frage, die jeder selbst beantworten kann. Für den Film, der sich als kleine Perle entpuppt, gibts jedenfalls 08/10 Bewertungseinheiten. Fast perfekt, sozusagen.

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