Dienstag, Dezember 23, 2008

Camorra - Ein Bulle räumt auf

Als italienischer Regisseur, sofern man keinen Namen von Weltruhm hatte, musste man zwangsläufig flexibel sein, um in der Branche zu überleben. So lesen sich die Filmographien durchaus interessant und von Komödien, über Erotikfilmen, bis hin zu knallharten Horrorfilmen ist alles dabei. So auch bei Umberto Lenzi, der dank einiger Kannibalenfilme zu zweifelhaftem Ruhm gelangte. Aber bevor er sich den wilden Nackedeien zugewandt hat, die in ihren Dschungeln Besucher zum Fressen gern hatten, haute er so einige knallharte italienische Polizeifilme raus, darunter auch Camorra - Ein Bulle räumt auf, der alle guten Zutaten für einen knackigen Genrevertreter vereint. So haben wir mit Maurizio Merli den passenden Hauptdarsteller, kantig, ruppig und hart aber doch sympathisch, der in seiner Rolle als Commissario Betti den bösen Buben Neapels das Fürchten lehrt. Natürlich hält er sich nicht an die typischen Polizeikonventionen und hat seine eigene zynische Sicht der Dinge. So bekommt der Film einen eigenen, überaus gemeinen Touch, der mit seiner dreckigen Atmosphäre das Herz der Fans erleuchtet. Da stört es auch nicht wirklich, dass die Geschichte recht linear erzählt wird und ohne große Tricksereien inszeniert wurde. Dafür kann man sich auf handgemachte Action freuen, denn besonders die Verfolgungsjagden hoch zu Motorrad sind von erstklassiger Qualität und vermitteln einen authentischen Eindruck vom Moloch Neapel. Dazu wurde auch nicht an Gemeinheiten gespart und Leute werden verbrannt, Frauen vergewaltigt und Bowling bekommt hier auch eine ganz andere Bedeutung. Kein Film für kleine Jungs also, denn auf die Italiener war in der Hinsicht schon immer Verlass. Gleiches gilt übrigens auch für die Musik, die gekonnt unauffällig das Gezeigte untermalt. Meine Empfehlung daher, für alle, die italoaffin sind: Pulle Rotwein, Schüssel Pasta und Lenzis Napoli Violenta, das ist Dolce Vita. 08/10

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