Mittwoch, Februar 14, 2007
Cowboy
Der Sternenhimmel erstrahlt an einer milden Sommernacht. Reiter und Pferd liegen zusammen unterm Himmelszelt. In der Ferne hört man einen Präriehund jaulen. So romantisch kann der Westen sein und dieses Bild spukt auch noch in vielen Köpfen herum. So auch in jenem des Hotelmitarbeiters Frank Harris (Jack Lemmon), der aber schon bald merken wird, warum der Westen noch dir Vorsilbe „wild“ trägt.
Doch zu Beginn ist es mehr eine Frau, die dem guten Frank für Kopfzerbrechen sorgt. Ausgerechnet die schöne Maria hat es ihm angetan, die Tochter des Viehbarons Vidal und dieser sieht es gar nicht gern, wenn sich Töchterchen mit solch einfachem Volk abgibt. Eine etwaige Liebesbeziehung scheint keine Hoffnung zu haben, doch Frank wäre nicht Frank, wenn er jetzt aufstecken würde, auch nicht, als die Vidals ihr Gastspiel in Chicago unterbrechen und zurück nach Mexiko reisen.
Jack Lemmon wie er leibt und lebt, so scheint es jedenfalls in den ersten Filmminuten auszusehen, denn seine Rolle entspricht ganz jener, durch die er Weltruhm erlangt hat. So ist seine Figur eher biederer Natur, gewiss auch etwas behäbig, doch in seinem Inneren schlummern die Träume von Freiheit, Unabhängigkeit und Abenteuer - auch noch heutige übliche Assoziationen für den Wilden Westen – als Viehtreiber.
Als der rauhbeinige Trackboss Tom Reese (Glenn Ford) in Geldnot gerät, schlägt Franks Stündlein und dieser kauft sich bei Reese ein und zieht gemeinsam mit dessen Mannen gen Mexiko und zur Vidalfarm, denn Maria ist erst einmal das Primärziel unseres Casanovas. Der Grundstein für ein unterhaltsames Westernspektakel ist somit gelegt, denn durch die Konstellation Jack Lemmon und Glenn Ford, respektive ihren jeweiligen grundverschiedenen Rollen: Lemmon als naiver Träumer und Ford als gestandener Cowboy, ist genügend Zündstoff für ein amüsantes Abenteuer im Westen vorhanden, zumal ein ähnliches Rezept ja schon in City Slickers für feuchte Augen gesorgt hat.
Doch ganz so viel Komik darf der Zuschauer bei Cowboy nicht erwarten, denn Harris‘ Konfrontation mit der Natur führt zwar zu einigen Szenen mit Schmunzelcharakter, darunter auch jene mit dem wundgerittenen Hintern, doch der Grundcharakter des Filmes ist jedoch wesentlich ernster angesiedelt und so vermisst man stellenweise eine gewisse Leichtigkeit in der Inszenierung, die dem Film besonders in der ersten Hälfte gutgetan hätte. Andererseits ist das Ganze aber auch nicht so konsequent hart dargestellt, als dass die gewisse romantische Atmosphäre des Westens verloren geht. Dazu gibt es einfach noch zu viele schwelgerische Aufnahmen der Cowboys, samt eines typischen Scores. Da kann auch die stets präsente Gefahr des Todes, giftige Schlangen, Indianerüberfälle, eifersüchtige Ehemänner, nicht viel dran ändern, denn trotz dieser Bedrohungen, ist die Art der Umsetzung deutlich zurückhaltender. So scheint es, dass man in dieser Phase nicht genau gewusst hat, wie man den Film ansiedeln möchte.
So vergeht die erste Hälfte auch reichlich unspektakulär. Sicherlich kommt Frank noch mit den für ihn rauhen Sitten seiner Kollegen nicht ganz klar und es gibt dadurch auch Streitpotential, doch zu einer richtigen Eskalation kommt es nicht. Interessant wird der Film erst mit dem Eintreffen der Männer in Mexiko, denn hier stellt Harris fest, dass seine Angebetete verheiratet wurde und nach einer schmerzhaften Auseinandersetzung mit Reese, avanciert Frank zu einem waschechten Cowboy.
Sicherlich ist dieser Wechsel in Franks Auftreten durch seine verschmähte Liebe und den ansonsten rauhen Umgang unter den Trackmitgliedern begünstigt, nichtsdestotrotz erscheint er in dieser Stärke und Abruptheit als nicht ganz nachvollziehbar, nimmt man ihm die Rolle des harten Burschen nach seiner bisherigen Darstellung im Film nicht ganz ab. Doch im Verlauf der zweiten Hälfte arrangiert sich Lemmon gut mit seiner Rolle und die vermisste Authentizität kehrt zurück.
Ebenfalls vorteilhaft für den Film ist der teils offen, teils verdeckt ausgetragene Konflikt zwischen Harris und Reese, der nun seinerseits Harris‘ ehemaligen Part einnimmt und es so zu Konfrontationen, besonders beim Indianerüberfall, kommt. Auch hier kann man am Skript mäkeln, dass auch dieser Wechsel zu schnell vonstatten geht aber da der Film keinen Anspruch erhebt, einen tieferen Einblick in die Psyche der Protagonisten zu ermöglichen, kann man diese Fauxpas dann auch noch verschmerzen.
Sicherlich bekommt der Zuschauer, und das möchte ich auch gar nicht abstreiten, einen Einblick in das harte Leben der Viehtreiber geboten, doch dieses erscheint immer noch geschönt, denn schlußendlich finden selbst die beiden Streithähne Harris und Reese wieder zu einander und besänftigen gemeinsam ihre Rinder im Zug und nach der Ankunft in Chicago ergibt sich für Harris sogar erneut die Chance, eine Herzensdame für sich zu gewinnen. Spätestens wenn Lemmon und Ford in der Schlußeinstellung ihr heißes Bad genießen, kann der Zuschauer sich sicher sein, eine der vielen naiven und unschuldigen Produktionen der 50er Jahre gesehen zu haben.
Wer also auf der Suche nach passender Abwechslung für einen tristen Sonntagnachmittag ist, der sollte ruhig einmal Cowboy in Erwägung ziehen, dessen seichte Unterhaltung für entspannte neunzig Minuten sorgt und zwei gut aufgelegte Hauptdarsteller inpetto hat. Das Genre wird zwar sicherlich nicht revolutioniert und Regisseur Delmer Daves hat auch schon wesentlich bessere Beiträge abgeliefert, doch schaden wird dieser Film einem sicherlich auch nicht und manchmal ist ein gewisses Maß Naivität auch nicht schlecht. 06/10
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen