Samstag, Februar 17, 2007

Die Nacht der langen Messer


Stellen wir uns einmal folgende Situation vor: Die Opening Sequence eines Films setzt ein, das Bild ist mit einem dunklen Blaufilter überlegt, eine nackte Frau liegt mit gespreizten Beinen in einem vermeintlichen Arztzimmer und der Onkel Doktor hat seine Melone genau zwischen den Schenkel der holden Dame. Die Kamera fährt um die Szenerie rum und verweilt genau hinter des Akademikers Rübe, sodass man die Lustgrotte zwar nicht sehen kann, dafür aber die Baumschule drum herum. Stellen wir uns jetzt einmal vor, diese Szene sei real. Was mag uns dann erst im restlichen Film erwarten? Wer das erfahren möchte, muss sich Andrea Bianchis Nacht der blanken Messer - so einer der unzähligen Alternativtitel - angucken, wobei der Titel genauso gut Nacht der blanken Brüste heißen könnte, denn dieses Machwerk aus den Tiefen des italienischen Kinos, ist so sleazig wie das örtliche Bahnhofskino. Die Story? Nebensache! Es geht zwar irgendwie um einen verrückten Killer in Lederkluft, der die Angestellten einer Modelagentur ins Jenseits befördert, doch die Geschichte gerät schnell aufs Abstellgleis, ist die Inszenierung langweilig und dröge, fehlt jeglicher Ansturm von Suspense, ist sie schlicht schlecht. Viel mehr nutzt unser Lustmolch von Regisseur jede erdenkliche Szene, um seine weiblichen Protagonistinnen völlig entblößt vor der Kamera zu zeigen und es scheint, als wenn hier jeder mit jedem vögeln würde. Solch ein konstruiertes Tohowabohu sieht man selten aber das ist noch nicht einmal das beste: dramturgisch überaus perfekt, verrät der Regisseur auch schon jeden Mord vorher, in dem ein konfus reingeschnittenes Flashback ein Indiz dafür ist, wer bei einem Unfall des Ledermonsters nun draufgeht und wer noch einmal mit dem Schrecken davon kommt. Damit nicht genug, schien Bianchi auch noch ein großer Star Wars-Fan gewesen sein, denn der Killer könnte in einem Darth Vader Immitationswettbewerb mitmachen, so penetrant ist das Atemgeräusch, welches durch den Äther gejagt wird. Bei solch einer Chose bleibt kein Auge trocken. Hach ja, das italienische Kino der 70iger ist immer für eine Überraschung gut. 05/10

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