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Dass das Bild Europas aus amerikanischer Sicht anders aussieht, als aus der Perspektive jener, die dort leben, ist hinlänglich bekannt. Nichtsdestotrotz sind auch wir nicht vor klischeehaften Annahmen geweiht. So ist doch eine der ersten Assoziationen, die uns beim Namen Paris in den Sinn kommt, dass dies die Stadt der Liebe sei. Eine Aussage, die sich unter anderem auch durch Filme, wie eben jenem Paris Blues in unsere Köpfe eingebrannt hat. Doch Paris hat auch noch andere, vielleicht eher unbekanntere Seiten, die in diesem Film zum Vorschein kommen. Es geht um die Musik, genauer gesagt um den Jazz, denn die französische Metropole war eine der Topadressen ausserhalb der Staaten für diese Stilrichtung.
Schon vor vielen Jahren sind die beiden US-Amerikaner Ran Bowen (Paul Newman) und Eddie Cook (Sidney Poitier) nach Paris gekommen, sei es nun aus politischen Gründen, wie bei Eddie, der aufgrund der Rassendiskriminierung in seinem Heimatland nicht hat fußfassen können oder aus Karrieregründen.
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Es ist diese, schon in der oben genannten Hintergrundgeschichte anklingende Zweiteilung, die dem Film im weiteren Verlauf das Leben schwer macht, der sich oftmals nicht entscheiden kann oder will, ob er ein reiner Musikfilm oder doch mehr ein kritisches Werk zum Zeitgeschehen sein will. Ist es zu Beginn noch klar der musische Part, auf den Regisseur Martin Ritt wert legt, werden die beiden Protagonisten, untermalt von einem packenden Duke Ellington-Score, als positiv Verrückte dargestellt, die für ihre Obsession Musik durch Feuer gehen würden, unterläuft Paris Blues ab dem zweiten Drittel einer Transformation und die leichte Inszenierung wechselt sich mit thematisch schwerfälligeren Aspekten ab.
Obwohl es auch in dieser Freundschaft Reibereien gibt, scheinen Ren und Eddie nicht zu trennen zu sein, verbindet die Musik sie doch mit einem unzerstörbarem Band. Dabei wird ein ungemein authentisches Bild der beiden Aussteiger gezeichnet und der fröhliche Rhythmus des Films schwappt zu diesem Zeitpunkt aufs Publikum über.
Dafür mitverantwortlich sind die beiden treffend besetzten Akteure Newman und Poitier, deren Spiel harmonisch aufeinander abgestimmt ist und die jenseits aller Rassenproblematiken gleichberechtigt zu sein scheinen. Interessanterweise hat sich Witt bei der technischen Umsetzung für eine Schwarzweißprojektion entschieden, was in Anbetracht des Produktionsdatums ungewöhnlich erscheint. Vielleicht, doch das ist pure Spekulation, wollte er so die Hautfarbenunterschiede negligieren, sodass das Publikum nur den Menschen an sich auch der
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Die beiden US-Touristinnen Lilian (Joanne Woodward) und Connie (Diahann Carroll) verdrehen den beiden Künstlern den Kopf, die durch diesen Einfluss nicht nur die Musik schleifen lassen, sondern auch dem Film eine leicht schwülstige Note verleihen. Nun kommt das Klischee Paris als Stadt der Liebe zum Tragen, während die Turteltauben über die Boulevards und Piazzen schweben. Das stört noch nicht so stark, doch ein weiterer Aspekt möchte so gar nicht in das bisherige Bild des Films passen.
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Nichtsdestotrotz hat der Film, der im weiteren Verlauf die zu erwartende Frage eruiert, ob man seine Obsession
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Wer jetzt als Jazzfan ist oder Freund guter Musik im Allgemeinen, sich dazu eine romantisierte Darstellung Paris angucken möchte, sich nicht von der größtenteils ungeschickten, da groben Zweiteilung stören lässt und dazu Newman, Poitier und Armstrong beim Jammen beobachten will, der sollte Paris Blues einschalten. Auch der Rest, der sich bis jetzt nicht angesprochen fühlt, darf einen Blick risikieren, denn dieser Film ist vor allem überaus unterhaltsam. 07/10
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