Donnerstag, Januar 18, 2007

Wenn Träume fliegen lernen

Wie eine Welt ohne Fantasie auszusehen vermag, ist angesichts der strikten gesellschaftlichen Etikette im England zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebhaft vorstellbar; besonders, wenn man sich Marc Forsters Finding Neverland zu Gemüte führt, der skizzenhaft auf der Biografie J.M. Barries, seinerseits Erschaffer Peter Pans, basiert, um dem Zuschauer so ein Werk über Träume, das Erwachsenwerden und schlußendlich auch über jeden einzelnen selbst zu erzählen. Barrie, gewohnt großartig verkörpert von Johnny Depp, lebt als Theaterautor zusammen mit seiner Frau in London. Doch weder in seiner Ehe noch in seinem Beruf findet er Befriedigung und mit seinen letzten Werken ist er sichtlich unzufrieden. Erst als er die Bekanntschaft einer jungen Witwe (Kate Winslet) und deren vier Söhne macht, glimmt seine erloschen geglaubte Flamme der Inspiration erneut auf und aus dem Spiel mit den vier Kindern entnimmt er die Inspiration, um schlußendlich seinen Welterfolg Peter Pan zu verfassen. Dabei muss er nicht nur den Kindern, allen voran dem desillusionierten Peter, sondern auch der Erwachsenenwelt die Fähigkeit, von seiner eigenen Vorstellungskraft Gebrauch zu machen, erst wieder näher bringen, scheint diese Gabe im Laufe der Zeit immer mehr verloren gegangen zu sein. So ist es auch kein Wunder, dass Barrie, als Kind im Manne, bei der versnobbten Oberschicht argwöhnisch betrachtet wird, während der Zugang zu den Kindern schnell erfolgt und er sie und uns in weit entlegene Fantasiewelten entführt, welche den Zuschauer immer wieder aus der Routine des Films in farbenfrohe, comichafte Universen hinausreißen. Marc Forsters ebenso komisches wie dramatisches Werk ist gleichzeitig eine Reminiszenz daran, auch noch im hohen Alter seine kindlichen Attribute zu wahren und sein eigenes Neverland zu finden. 9/10

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