Samstag, Januar 13, 2007

Exiled


Zwei Männer klopfen an einer Tür. Eine Frau öffnet ihnen. Die beiden Männer erkundigen sich, ob in diesem Haus ein gewisser Herr To wohne. Die Frau verneint dies. Wenige Augenblicke später klopfen erneut zwei Männer an besagter Tür und stellen die gleiche Frage. Wieder ist die Antwort dieselbe. Die beiden Duos warten unten im Hof, ihre Blicke kreuzen sich, doch sie wechseln kein Wort. Erst als der vemeintliche Herr Ho das Haus betritt, kommt Bewegung in die Sache. Im Inneren der Wohnung kommt es zum Duell, einem klassischen Mexican standoff. Bis zum Bersten steigt die Spannung an, während die Protagonisten das Entladen ihrer Waffen zelebrieren. Es herrscht eine beängstigende Stille. Die Ruhe wird durch das anschließende Inferno aber jäh unterbrochen- Der Kampf, bis ins Details choreographiert, ähnelt mit seiner Grazie einer Ballettaufführung. Im Hintergrund ist das Geschrei eines Kleinkindes zu hören, was der Szenerie schon fast einen surrealen Charakter verleiht. Nachdem sich der Nebel der Verwüstung gelichtet hat, sitzen die Kontrahenten zusammen und essen. Es sind Freunde.
Willkommen in der Welt von Johnnie To, in der Freundschaft aber auch Ziellosigkeit vorherrschen. Bis ins kleinste Details durchstilisiert, greift To auf bekannte Muster andrer Genres zurück, um seine Protagonisten zu charakterisieren. Ein wenig wirkt der Film sowieso wie ein Querschnitt durch die Filmgeschichte, sind doch entscheidende Merkmale anderer Regisseure, wie Woo, Leone oder Peckinpah durch aus wiederzuerkennen. Kampfhandlungen werden bis aufs Äußerste hinausgezögert, brechen dann jedoch furios los und stehen so ganz stark im Kontrast zu den restlichen Filmminuten, in denen die Ruhe regiert; eine fast schon poetische Ruhe. Es ist vor allem die inszenatorische Konsequenz, die dem Film das gewisse Extra verleiht, während die Geschichte teilweise mit typisch asiatischen Krankheiten zu kämpfen hat und vollkommen deplazierte Slapstickelemente mit dem Grundtenor des Films brechen. Nichtsdestotrotz ist Exiled ein überaus starker Beitrag Tos, der damit vielleicht wieder die Gunst von Kritik und Publikum für sich zurückgewinnen kann. Angucken, denn Bilder sagen mehr als meine wenigen Worte ausdrücken können. 08/10

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mmm, ausgerechnet bei dem Film bin ich hin und her gerissen, ob ich ihn mir zulegen soll *gg* Wie hoch ist der Actionanteil denn insgesamt?

Anonym hat gesagt…

Hört sich interessant an, werd ich mir mal vormerken.

Frankies Filmecke hat gesagt…

Gibt neben der schon beschriebenen Eingangssequenz noch drei längere Actionszenen und eine kurze. Die knallen eigentlich schon ganz ordentlich rein. Stilistisch sind alle top in Szene gesetzt. Der Rest dazwischen ist aber durchweg sehr ruhig gehalten und ihm wird auch eine gewisse Leere der Story vorgeworfen, was mich nicht so wirklich gestört hat und ich teilweise nicht nachvollziehen kann. *g*